Wiedersehen mit der Beutekunst

■ Zwölf alte Zeichnungen von Dürer bis Rembrandt kehren in die Bremer Kunsthalle zurück

Nächste Woche wird der Maleradel zurück erwartet: Dürer und Rembrandt werden aus New York eingeflogen und landen nach mehr als 50 Jahren wieder in der Bremer Kunsthalle. Mit ihnen auch ein paar Zeichungen holländischer und französischer Maler, die ebenfalls im letzten Weltkrieg ausgelagert und verschleppt wurden, als verschollen galten, wieder auftauchten, gestohlen wurden, noch einmal auftauchten und schließlich beschlagnahmt wurden. Ein komplizierter Beutekunst-Krimi zwischen Bremen, Russland und Aserbeidschan mit Stationen in Tokyo und New York findet damit ein Happy-End.

Nach dem Tausch der hundert Zeichnungen aus Russland gegen das Bernstein-Mosaik ist dies nun die zweite Rückgabe an die Bremer Kunsthalle. Mit den Dürer-Bildern komme ein „sehr wichtiger Bestandteil der Kunsthalle“ wieder zurück nach Bremen, freute sich gestern Staatsrätin Elisabeth Motschmann (CDU). Zwar fehlten der Kunsthalle immer noch viele Kunstwerke, „aber ich bleibe optimistisch, dass es gelingt, noch weitere Werke mit viel Verhandlungsgeschick zurück zu holen.“

Am übernächsten Sonntag kehren die zwölf alten Meister dann wirklich zurück in die Kunsthalle: Bilder, Feder-, Pinsel- oder Kreidezeichnungen aus dem 15. bis zum späten 19. Jahrhundert von Dürer, Rembrandt und zum Teil unbekannten Künstlern. Abgebildet sind weltliche und religiöse Themen, Einzelfiguren und Landschaften. Laut Kunsthalle reflektieren die Zeichnungen die Sammlungsgeschichte des Bremer Kunstvereins und „das weite Spektrum europäischer Zeichenkunst“.

Vor allem ein Werk wird sehnsüchtig zurück erwartet: das „Frauenbad“ von Albrecht Dürer. Die sechs nackten Frauen in den Bade-stuben gelten als der erste Akt der europäischen Kunst seit der Antike. Inzwischen wird allein das Bild, das vermutlich 1494 entstand, auf 23 Millionen Mark geschätzt.

Aber zurück zum Kunstkrimi: 1943 hatte die Kunsthalle ihre Schätze – 1.520 Werke – auf das Schloss Karnzow in die Mark Brandenburg gebracht. Zwar wurden die Bilder auf diese Weise vor den Bomben in Bremen gerettet, nicht aber vor Plünderungen. Russische Soldaten hätten „so neben anderen Werken wahrscheinlich so manche Aktdarstellung als Pin-Up-Girl mitgenommen“, vermutet Wulf Herzogenrath, der Leiter der Bremer Kunsthalle. Andere seien dagegen „offenbar für immer auf Misthaufen verloren gegangen.“

Die paar, die gerettet und jetzt zurückgegeben wurde, hat offenbar ein kunstinteressierter Russe namens Baldin per Tornister nach Moskau gebracht und den Sowjetbehörden übergeben. Viele dieser Werke sollen dann dem Kunstmuseum in Baku (Aserbaidschan) zugeteilt worden sein, wo sie 1993 ausstellt werden sollten. Internationale Kunstfahnder wurden darauf aufmerksam, kamen aber zu spät – Kunstdiebe stahlen die Bilder kurz vor der Eröffnungsfeier. Als ein japanischer Dealer die Bilder für 18 Millionen Mark in New York loszuschlagen wollte, wurde er festgenommen und vor Gericht gestellt.

Im ersten Strafprozess der USA um gestohlenes Kunstgut wurde allerdings lange gestritten, bis die Bremer zu ihrem Recht – den Bildern – kamen. Mit der Grundsatzentscheidung des Gerichts sei allerdings deutlich geworden, dass jeder, der in den USA geraubte Kunstwerke verkaufen wolle, „als Hehler eingelocht werden kann“, erklärte Herzogen-rath. pipe/dpa