Selbstanzeige gern gesehen

Im Bestechungsskandal konnte Frankfurter Staatsanwaltschaft 18 neue Geständnisse und Hinweise verbuchen. Neben Hochbauamt auch andere Behörden betroffen

FRANKFURT/M. taz ■ Um Mitternacht und bis in die Morgenstunden hinein hatten sich gestern 18 Täter gestellt, 20 andere mit Hinweisen auf Verdächtige aufgewartet. Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner wertete die konzertierte Aktion seiner Behörde zusammen mit der Stadtverwaltung, öffentlichen Arbeitgebern und Privatfirmen als vollen Erfolg, bundesweit „erstmalig und einmalig“. Die Ausmaße des seit Wochenbeginn bekannten, flächendeckenden Bestechungsskandals in Frankfurt am Main seien größer als gedacht, neue Hinweise auf nun jetzt insgesamt rund 200 Verdächtige seien eingegangen.

Außer beim Hochbauamt und zwei städtischen Wohnungbaugesellschaften sei auch in anderen Ämtern Schmiergeld angenommen worden. Am Dienstag hatten die Ermittler „die kleinen Fische“ dazu aufgerufen, sich gegen Strafmilderung und ohne Entlassung selbst anzuzeigen. Das „Moratorium“, so Schaupensteiner, sei nun abgelaufen. Selbstanzeigen würden weiter „gerne“ angenommen, aber nicht erst, „wenn der Staatsanwalt schon mit dem Durchsuchungsbefehl in der Tür steht“.

Schaupensteiner erhob schwere Vorwürfe gegen die Bauwirtschaft, die stets klage, keine öffentlichen Aufträge zu bekommen, wenn sie „erpresserischen Forderungen“ nicht nachgebe. Dies sei eine „Schutzbehauptung“. Keine Firma habe sich bisher mit Informationen gemeldet. Bei den Bediensteten der Stadt herrsche ein „krimineller Korpsgeist“. Es habe in den letzten Tagen Verdunkelungsversuche gegeben: Anrufer hätten sich gegenseitig gewarnt. HEI