Japanische Regierung soll Kioto retten

Vor dem Klimagipfel am Montag in Bonn verstärkter Druck auf Japan. US-Präsident ahnungslos, sagt Worldwatch

BERLIN taz/dpa ■ Wenn schon die größte Umweltsau beim Klimaschutz nicht mitmacht, sollen wenigstens die kleinen Schweinchen zusammenhalten. Unter diesem Motto haben gestern Bundeskanzler Gerhard Schröder und UN-Generalsekretär Kofi Annan an Japan appelliert, das Kioto-Protokoll doch noch zu verabschieden. „Niemand kann verantworten, diesen Prozess aufzuhalten oder zu verzögern“, sagte Schröder. Er kündigte an, er werde aus seinem Urlaub mit Japans Premier Junichiro Koizumi telefonieren. Annan sagte, er sei sicher, dass Japan dem Abkommen zustimmen werde.

Heftig kritisiert wird US-Präsident Bush, der das Kioto-Protokoll ablehnt, vom Gründer des Washingtoner Worldwatch-Instituts, Lester Brown. Im taz-Interview erklärte Brown: Bush „versteht nicht, worum es geht“. Viele Menschen in den USA hätten von der momentanen Umwelt- und Verkehrspolitik „die Nase voll“. Brown erwartet in der Zukunft Prozesse gegen die Ölfirmen wegen Schäden durch den Klimawandel. Ähnlich wie bei der Tabakindustrie könne auch die Ölindustrie zu Schadenersatz herangezogen werden.

Immerhin habe die Ablehnung des Kioto-Protokolls durch die USA die politische Bedeutung des Themas stark erhöht, erklärte dagegen der Generalsekretär der UN-Konvention zum Klimawandel (UNFCCC), Michael Zammit Cutajar. „Die Haltung von Bush hat den Klimawechsel zu einem politischen Spitzenthema gemacht, und dies ist auch angemessen“, sagte Cutajar. Vor dem Scheitern der Bonner Konferenz warnte gestern auch der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung: Je länger die Reduktion der Klimagase dauere, desto schwieriger werde es, gefährliche Klimaveränderungen zu vermeiden. Auch Greenpeace wehrte sich dagegen, die Beschlüsse von Kioto aufzuweichen. BERNHARD PÖTTER

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