Neues aus Wellness-City
: Der Spaß-Park auf der Wasserblase

■ Bremerhavens Stadtpark soll Wellness-Oase werden. Alternative: Schließung

Der Speckenbütteler Park in Bremerhaven soll zur Wellness-Oase werden. Das planen das Gartenbauamt Bremerhaven gemeinsam mit dem Osnabrücker Professor für Landschaftsarchitektur, Jürgen Milchert. Neben einer optischen Umgestaltung der 90 Hektar großen Grünanlage sind Freizeiteinrichtungen von der Kinder-Wasser-Welt bis zu einem Duft- und Meditationsgarten geplant.

Mit diesen Plänen wird Bremerhaven zum Trendsetter. Denn: Deutschlands Stadtparks brauchen nach Expertenmeinung dringend eine Gesundheitskur. Sie sollten nicht weiter verwahrlosen und zum Sammelplatz von Randgruppen werden. „Wenn sich öffentliche Grünanlagen mit neuen Attraktionen präsentieren, haben sie auch wieder eine Zukunft,“ behauptet Landschaftsarchitekt. Jürgen Milchert.

Grünanlagen veröden

Grüne Lunge in grauen Städten und oft einziges erreichbares Freizeitangebot für Tausende von Stadtbewohnern – diese Rolle hatten die öffentlichen Grünanlagen laut Milchert zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch der Speckenbütteler Park in Bremerhaven, der jetzt umgestaltet werden soll, zog seinerzeit „mehr als 10.000 Menschen an einem einzigen Wochenende an“, sagt der Gartenexperte. Doch mit der wachsenden Mobilität verödeten die Parkanlagen. „Seitdem fahren die Menschen hinaus ins Grüne“, hat Milchert beobachtet. Die Stadtparks blieben als finanzielle Last für die Kommunen. Weil die den immensen Pflegeaufwand nicht mehr bezahlen könnten, verödeten immer mehr Grünanlagen. „Häufig werden sie nur noch als Treffpunkt so genannter Randgruppen genutzt“, beklagt der Experte.

Volksspaß kostenpflichtig

Dass sich die Gartenkultur zumindest in Privatgärten einer wachsenden Beliebtheit erfreut, sieht Milchert nun als Chance, die städtischen Grünanlagen wieder zum Blühen zu bringen. Nach seinen mit dem örtlichen Gartenbauamt abgestimmten Plänen soll der bislang öffentliche Park nun zu einem halb-kommerziellen Freizeitangebot werden. Weil sich unter dem Gelände eine riesige Thermalwasser-Blase befindet, setzt Milchert auf den Bau eines Thermalbades mit angeschlossenem Wellness-Betrieb. Außerdem sind verschiedene, teilweise kostenpflichtige Attraktionen wie eine Kinder-Wasser-Welt, ein Gesundheitszentrum und ein Duft- und Meditationsgarten geplant.

Es bliebe nur die Schließung

Der Professor für Land-schaftsarchitektur macht anderen Kommunen ausdrücklich Mut, dem Bremerhavener Beispiel zu folgen: „Auf die Dauer liegt die Alternative nur in einer Schließung der Parks.“ Durch die Ergänzung um kommerzielle Angebote entstünde dagegen die Chance, mit neuen Attraktionen sogar Arbeitsplätze zu schaffen. Selbst ohne zusätzliche Angebote rät Milchert den Städten dazu, ihre Stadtparks nicht mehr rund um die Uhr geöffnet zu halten. Selbst Eintrittsgelder schließt der Professort nicht aus: „Das steigert das Wertgefühl für die ja wirklich wertvollen Flächen.“ Wolfgang Heumer, dpa