piwik no script img

urkeln mit harrü-faktor

von HARRY ROWOHLT UND RALF SOTSCHECK

H. R.: „Ich übersetze gerade ein Buch, da kommen die irischen Vorfahren drin vor. Würdest du Ur-Kelten oder Urkelten schreiben?“ R. S.: „Urkelten. Deine Frau Ulla ist gestern durch die Kneipe in Ballyvaughan geurkelt. Und du hast dir den Schnurrbart nicht auf Suppenlänge zurechtgestutzt. Da hängen noch mindestens zwei Schluck Guinness drin.“ H. R.: „Man muss eben in jedem Land versuchen, die Damen mit dem anzulocken, was sie interessiert. In Irland ist das Guinness.“

R. S.: „Dann werden wir jetzt nachladen.“ H. R.: „Ich mache erst mal einen Mittagsschlaf.“ R. S.: „Aber es ist sieben Uhr abends.“ H. R.: „Na und? Ich bin Viertelitaliener, ich habe Recht auf eine Siesta. Außerdem hast du das einzige Zimmer mit Blick auf das Meer.“ R. S.: „Du hast dafür Kuhblick und Parkettboden und keine Teppichfliesen wie im letzten Hotel.“ H. R.: „Brutstätten! Teppichfliesen sind wie Nudelsalat. Ohne Nudelsalat wäre die Salmonelle längst ausgestorben.“ R. S.: „Wir dürfen auf keinen Fall die Kneipenöffnungszeit verpassen.“ H. R.: „Na, du hast doch deinen Kneipenwecker. Der berühmte Sotscheck’sche Kneipenwecker. Nein, das klingt nicht gut, dieser Begriff wird nicht seinen Weg machen. Da müsstest du wenigstens Lehmann oder Liebig heißen. Wie der Erfinder des Fleischextrakts. Jeder weiß, wie mein Freund Alfred Polgar schrieb, wer den Fleischextrakt erfunden hat, aber die wirklich wichtigen Leute, wie den Erfinder des Rades, kennt niemand.“ R. S.: „Wer hat eigentlich die Latichte erfunden.“ H. R.: „Das ist eine Laterne, und es heißt Latüchte.“ R. S.: „In Berlin heißt das Latichte.“

H. R.: „Das liegt daran, dass Berliner kein Ü aussprechen können.“ R. S.: „Stümmt gar nicht.“ H. R.: „Der Skandinavier spricht das Y wie Ü aus, zum Beispiel Harrü. Und Proll-Faktor heißt in Skandinavien Harrü-Faktor. Beim vorletzten Grand Prix Eurovision de la Chanson wurde ein Interpret von der skandinavischen Presse gelobt, er habe sich zwar einen Goldlamésakko ausgeliehen, der Proll-Faktor sei aber immer noch nicht hoch genug gewesen.“

R. S.: „Für deinen Proll-Vornamen kannst du nichts. Ich kann auch nichts für meinen. Frank Zappa sagte einmal auf die Frage, warum er seinem Sohn den entsetzlichen Vornamen Dweezil gegeben habe, dass es doch viel schlimmer sein könnte, er hätte ihn auch Ralph nennen können.“ H. R.: „Es muss noch erwähnt werden, dass mein signiertes Foto demnächst bei Kenny’s, dem schönsten Buchladen Westeuropas, an der Wand hängen wird. Meiner Kollegin Anna Nowak wollte ich neulich bei der „Lindenstraße“ einreden, dass sie beim Signieren die Lippen bewegt. Ein Foto bei Kenny’s ist übrigens besser als ein Hand- und Fußabdruck in Hollywood. Euer Zeichner TOM würde dazu sagen: From now on it will be downhill for you.“ R. S.: „Ich hänge schon seit 15 Jahren bei Kenny’s.“ H. R.: „Das wirkt aber erst in der Massierung.“ R. S.: „Massierung?“ H. R.: „Wenn man nämlich bedenkt, dass dies erst für mich der vorläufige Schlusspunkt einer schier nicht enden wollenden Reihe von Ehrungen ist.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen