Maoisten getötet

Nepal: Anzeichen für Krieg zwischen Regierung und maoistischen Rebellen. Vizepremier zurückgetreten

DELHI taz ■ Die nepalesische Armee hat laut eigenen Angaben am Samstag in Holery rund 160 maoistische Aufständische getötet. Die Regierung dementierte dies. Bestätigt wurde, dass Soldaten das Dorf Holery im Westen Nepals umstellt haben. Dort sollen sich 600 militante Maoisten mit 71 Geiseln aufhalten.

Die Maoisten hatten vergangenen Donnerstag 71 Polizisten entführt und in Holery gefangen gesetzt. Die massive Reaktion des Staates hat dem Konflikt eine neue Dimension gegeben. Es ist das erste Mal, dass die nepalesische Armee in den fünfjährigen bewaffneten Auseinandersetzungen im Land direkt eingreift. Bisher hatte es Vermutungen gegeben, dass Soldaten in Polizeiuniformen bei Suchaktionen eingesetzt wurden. Die Regierung wollte die offizielle Darstellung wahren, wonach der Konflikt kein Bürgerkrieg ist.

Die Eskalation fällt mit dem Rücktritt des nepalesischen Vizepremiers Ram Schandra Paudel zusammen, der für die innere Sicherheit des Landes zuständig war. In einer Erklärung vor dem Parlament am Freitag gab Paudel an, seine Vorstellungen über die Lösung des Konflikts ließen sich mit denen von Premierminister Giridscha Prasad Koirala nicht vereinen. Koirala vertritt sowohl gegenüber der parlamentarischen Opposition wie gegenüber den Maoisten eine harte Linie. Paudel sagte, mit Polizei- und Armeeeinsätzen ließe sich der Bauernaufstand nicht beenden: „Die Regierung muss mit ihrer Sicherheits- und Entwicklungspolitik ernst machen und gleichzeitig einen politischen Dialog mit den Maoisten führen.“

Der Rücktritt Paudels macht die Lage für Koirala, dem Willkür und Korruption vorgeworfen werden, noch prekärer. Doch gibt es Spekulationen, dass ihm der neue König Gyanendra den Rücken stärke. Gyanendra, der Oberkommandierender der Armee ist, soll eine härtere Linie als sein vor einem Monat ermordeter Bruder verfolgen. Es mag kein Zufall sein, dass die Armee kurz nach seiner Amtsübernahme erstmals mobilisiert wird.

BERNARD IMHASLY