Zum Beispiel São Paulo: Nachhaltigkeit statt Ausbeutung

In den erfolgreichen Projekten des PPG-7-Programms wird agroforstwirtschaftlich gearbeitet. Doch umweltschonende Methoden sind noch immer die Ausnahme

SÃO PAULO taz ■ Im äußersten Westen des Bundesstaats São Paulo erarbeiten sich Mitglieder der Landlosenbewegung MST eine neue Perspektive – und schützen zugleich den Nationalpark Morro do Diabo (Teufelsberg). Im Rahmen des Projekts „Grüne Umarmung“ erlernen sie nachhaltige Techniken der Agroforstwirtschaft. Das 350 Quadratkilometer große Naturschutzgebiet ist Teil des Atlantischen Regenwalds, der ebenso wie die Cerrado-Savanne in Zentralbrasilien zu den 25 am meisten gefährdeten Ökosystemen der Welt gehört.

Im 20. Jahrhundert wichen riesige Flächen des Regenwalds der Landwirtschaft. Heute sind gerade noch 7 Prozent seines ursprünglichen Bestands übrig. „Es ist nicht einfach, die Bauern zum Umdenken zu bringen“, sagt der Berater Jefferson Ferreira vom Institut für ökologische Forschungen (IPÊ), der das Projekt seit drei Jahren begleitet. Das stärkste Argument der Umweltschützer: Da das den Kleinbauern zugewiesene Land ausgelaugt ist, wird der Schwenk hin zu umweltschonenden Anbaumethoden zur Überlebensfrage. Neben Produkten wie Mais, Bohnen, Baumwolle und Maniok bauen die 200 Familien des Projekts auf je 15 Hektar Land auch Heilkräuter, Obst und Gemüse an und stellen Honig her. Daneben halten sie Rinder und Kleinvieh.

In einem neuen Versuch wird zwischen Schatten spendenden Bäumen Biokaffee angepflanzt. Durch die Integrierung einheimischer Baumarten und schnell wachsender Eukalyptusbäume in die Felder wird die Bodenerosion gestoppt und die Artenvielfalt erhalten. Je vielfältiger die landwirtschaftliche Produktion ist, desto länger bleiben die Böden fruchtbar.

Im Gewächshaus des Teufelbergs gedeihen inzwischen jährlich 150.000 neue Setzlinge – Keimzellen einer umfangreichen Wiederaufforstung. „Durch diese Projekte wird den Kleinbauern in Regenwaldgebieten erstmals eine nachhaltige Perspektive geboten“, umreißt Thomas Fatheuer von der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) die Bedeutung des Ansatzes, den Deutschland mit 62 Millionen Mark unterstützt. Ziel sei es nun, dass staatliche Behörden auf breiter Ebene nachziehen.

Auch in Amazonien müssen derartige Agroforstwirtschaftsmethoden erst noch zur Regel werden. Lediglich die Regierungen der kleineren Bundesstaaten Acre und Amapá haben sich bislang für diesen Weg entschieden.

GERHARD DILGER