Spar-Kommissar mit der Schere

Bei dem Lebensmittelkonzern in Schenefeld sollen Stellen abgebaut werden. Unternehmen erneut mit Millionenverlusten  ■ Von Peter Ahrens

In der Zentrale des Lebensmittelriesen Spar in Schenefeld droht der große Kahlschlag: „Die Mitarbeiterzahl wird sich reduzieren“, kündigte der neue Vorstandschef des hoch defizitären Konzerns, Fritz Ammann, gestern auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens an. Auf eine genaue Zahl wollte er sich nicht festlegen, aber „die große Schere wird eher in der Zentrale als an der Verkaufsfront angesetzt“. Im Klartext: In Schenefeld, wo zurzeit noch 1700 Leute arbeiten, wird wohl massiv abgebaut. Ganz im Sinne Ammanns, der als harter Sanierer gilt. Wobei die Erfolge in der Karriere des 57-jährigen Schweizer Managers bisher nicht so arg zahlreich sind: Sowohl beim Textilunternehmen Esprit als auch bei dem Brillenhersteller Carrera blieb Ammann, der zuvor im Spar-Auf-sichtsrat Sitz und Stimme hatte, ebenso kurzzeitig wie erfolglos.

Ammann und sein neuer Vize Olaf Herrschel erschienen zur Pressekonferenz in schwarzen Anzügen und mit schwarzer Krawatte, was schon sehr nach Beerdigungsstaat ausschaute. Spar ist überhaupt nur noch am Leben, weil der französische Mutterkonzern Intermarché über Jahre Hunderte von Millionen Mark in die deutsche Tochter gepumpt hat und jetzt auch noch deren Aktien zurückkauft. Die deutsche Geschäftsführung hat das bisher stets mit katastrophalen Bilanzzahlen gedankt, nachdem sich das Unternehmen durch die Expansionen in den Osten nach dem Mauerfall übernommen hat. Das Minus im Jahr 1999 betrug rekordverdächtige 346 Millionen Mark. Das hat Spar im Vorjahr auf immer noch gewaltige 201 Millionen Mark drücken können. Erst am vergangenen Freitag wurde bis auf Ammann, der seit April auf Posten ist, der gesamte Vorstand ausgetauscht. Begründung: „Meinungsunterschiede zur Restrukturierung der Firma.“

Ammann will Spar bis Ende 2002 wieder schwarze Zahlen schreiben lassen, ein Ziel, das er selbst höflich untertreibend als „ambitiös“ bezeichnet. Hinbekommen will er das mit einer „Rücckehr zu den Wurzeln des gesunden Menschenverstandes“. Man wolle sich wieder „am Kunden orientieren“, zurück zum Grundsatz: „Das Geld wird an der Kasse verdient“, zu einer „schlanken und transparenten Organisation“ – letzteres bedeutet Personalabbau und die Schließung von Standorten vor allem der Eurospar-Märkte. Von denen wird ein Großteil in Intermarché-Märkte nach französischem Vorbild umbenannt, der Rest wird dicht gemacht.

Schon in den Vorjahren hatte Spar immer stärker auf Teilzeit- statt auf Vollzeitkräfte gesetzt. Ammann und Herrschel räumten ein, das habe zu einer „gewissen Demotivation“ in den Filialen geführt. Die dürfte mit der Ankündigung, Stellen zu streichen, nur begrenzt kuriert werden.