Teuer verschrieben

Berliner Ärzte überziehen ihr Arzneimittelbudget. Ärtzevereinigung rechnet mit mehr Regressforderungen

Immer mehr niedergelassene Ärzte in Berlin überziehen ihr Arzneimittelbudget. Von den über 5.500 verordnenden Medizinern wurde jetzt 972 Ärzten mitgeteilt, dass sie ihr Budget für das Jahr 1999 um 25 Prozent überschritten haben. Das sind knapp 16 Prozent mehr als bei den Prüfverfahren für 1998. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin (KV), die die Zahlen bestätigte, rechnet im kommenden Jahr mit einer weiteren Zunahme von Regressforderungen.

Aus der Sicht der gesetzlichen Krankenkassen haben die betroffenen Ärzte nach Zeitungsberichten ihren Patienten „unnötig teure Medikamente“ verordnet und damit ihr Ausgabenlimit um 25 Prozent überschritten. Deshalb müssen sie Medikamente, die sie ihren Patienten verordnet haben, nachträglich aus eigener Tasche bezahlen.

Den weiteren Anstieg von Regressforderungen führt KV-Sprecherin Annette Kurth auf die noch niedriger gesetzte Prüfungsgrenze für Arzneimittel zurück. Bisher mussten die Mediziner bei einer Überziehung ihres Arzneimittelbudgets von 15 Prozent im Prüfungsausschuss darlegen, warum sie darüber liegen, und bei 25 Prozent drohte der Regress. Künftig würden bei fünf Prozent Überziehung die Verordnungen geprüft, und bei 15 Prozent werde Regress gefordert.

Damit müsse die KV mit einer erhöhten Flut von Prüfungsanträgen rechnen, was sowohl für die Ärzte als auch für die KV einen enormen Arbeitsaufwand bedeute, so Kurth. Zudem seien die Ärzte in ihrem Verordnungsverhalten sehr verunsichert.

Die Kassen würden ihre Forderungen unzureichend begründen, meinte Kurth. Oft fehlten die entsprechenden Rezepte, oder Belege seien falsch zugeordnet, sodass schon Mediziner völlig unberechtigt zur Rechenschaft gezogen wurden.

Im Prüfungsausschuss können die Mediziner ihre höheren Verordnungen mit Praxisbesonderheiten begründen. Besonders betroffen sind Praxen mit einem hohen Anteil von Allergiepatienten oder Krebsleidenden, die kostspielige Medikamente benötigen. Regresse drohen, wenn dies von den Prüfungsausschüssen nicht anerkannt werde. DDP