Weltweiter Durst auf Beck’s Brauerei

Bremer Biermarke ist die Nummer 5 auf dem deutschen Markt. Jetzt sucht Beck’s strategische Partner. Schotten mit guten Aussichten

BREMEN taz ■ Joe Cockers Lieblings-Biermarke soll verkauft werden. Das wollen die 67 Anteilseigner von Beck & Co. aus Bremen. Auf einer Gesellschafterversammlung hatten sie am Samstag beschlossen, die derzeitige Nummer 5 auf dem deutschen Markt nur an solche Interessenten zu veräußern, die den Standort Bremen mit seinen derzeit 1.500 Jobs garantieren. „Genaueres wird erst am Freitag bekannt gegeben“, sagte Firmensprecherin Ulrike Grünrock-Kern. Gesucht werde ein „strategischer Investor“. Anheuser- Busch (USA), Interbrew (Belgien) und vor allem Scottish & Newcastle (Großbritannien) gelten als heiße Favoriten.

„Wir möchten Beck’s nicht missen“, sagte indessen Linda Bain, Verkaufsleiterin von Scottish in Edinburgh. Die Schotten sind seit fast 20 Jahren Vertriebspartner von Beck & Co. Der Preis für die Bremer, die im vergangenen Jahr mit insgesamt 3.700 Mitarbeitern 101 Millionen Mark Gewinn erzielten, soll bei 2 Milliarden Mark liegen. In Deutschland kann jeder den Beck’s-Slogan „Sail away“ mitsingen, im internationalen Wettbewerb sind die Bremer mit einem Absatz von 5,7 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr aber nur Mittelständler.

„Wir können nicht so weiterwurschteln“, meint Kerstin Gerken vom Betriebsrat. Deshalb hatte Geschäftsführer Dieter Ammer seit Jahren vergeblich versucht, der Brauerei durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft neues Kapital zuzuführen. Da sich die Anteilseigner, Familienangehörige der Beck’s- Gründer, bislang sträubten, ließ Ammer eine Unternehmensberatung die Marktchancen der Bremer ausloten.

Der stark zersplitterte deutsche Biermarkt nimmt immer noch eine Sonderstellung ein, da er sich bislang den Tendenzen zur Globalisierung widersetzte: Im Heimatland des Bieres gibt es 1.270 Brauereien, darunter viele Haus- und Kleinstunternehmen. Doch die Branche ist im Fusionsfieber. Nachdem die Brauerei Heineken, weltweit Nummer 3, 1999 vergeblich versucht hatte, in den deutschen Markt vorzudringen, genehmigte die EU-Kartellbehörde in der vergangenen Woche die Kooperation der Niederländer mit Paulaner. Gleichzeitig munkeln Insider über den Verkauf von Diebels. König, die Nummer 7 auf dem deutschen Pilsmarkt, wurde gerade von Marktführer Holsten geschluckt.

KAI SCHÖNEBERG