„Tabak ist ein umstrittenes Produkt“

Rémi Calvet, 38, ist „Director of Communications“ für Europa, Nahost und Afrika bei Philip Morris in Lausanne. „Die Tabakindustrie braucht von Zeit zu Zeit ökonomische Daten“, erklärt er den Hintergrund der Studie

taz: Herr Calvet, das frühe Ableben von Rauchern spart Kosten im Gesundheitswesen. Sanieren sie den Staatshaushalt?

Rémi Calvet: Nein, sicherlich nicht. Wir bedauern zutiefst jeglichen möglichen von der Studie ausgehenden Eindruck, dass Nutzen aus dem vorzeitigen Tod von Rauchern zu ziehen sei. Im Gegenteil: Wir unterstützen die Botschaft, dass der Genuss von Tabak abhängig macht und schwerwiegende Krankheiten verursacht. Tabak ist ein umstrittenes Produkt, und die Tabakindustrie ist eine umstrittene Industrie. Eine Industrie, die von Zeit zu Zeit ökonomische Daten braucht, und das war der eigentliche Hintergrund der Studie.

Aber laut Studie ist die Kostenersparnis durch Raucher beachtlich.

Das ist eine verkürzte Darstellung. Wir betrachten Tabak nicht als positiv für die Gesellschaft, den Staatshaushalt oder die Regierung. Aber die Tabakindustrie sorgt auch für Steuereinnahmen und Beschäftigung.

In den USA wurden hohe Entschädigungszahlungen an Raucher gezahlt. Hätte Ihnen da nicht diese Studie geholfen?

Soweit ich weiß, wurde eine ähnliche Studie in den USA Anfang der Neunziger gemacht.

Was war der eigentliche Anlass für die jetzige Studie? Geht es nicht um den Wachtumsmarkt Osteuropa?

Wir versuchen bereits seit Jahren, unsere Aktivitäten in Osteuropa auszubauen. Unsere Präsenz dort geht zum Teil zurück auf Lizenzvereinbarungen aus den Siebzigerjahren. Da sehe ich keine Verbindung zwischen der Studie und Operationen in den osteuropäischen Ländern.

INTERVIEW: NORBERT PAGEL