Die Soul-Lehrlinge

■ „The Soul Messengers“ spielten bei „Who's Uncle Mo?“ auf den Höfen

Erinnern Sie sich noch an den Film „The Commitments“? Er handelte von einer Handvoll Musik-Bessener, die in Dublin eine irische Soulband gründeten. Das Gleiche ist jetzt auch „im Raum Bremen“ (also wohl eher in den umliegenden Dörfern) passiert, und die jungen local heroes lieferten auf der Bühne auch gleich einen filmreifen Dialog ab: Bei der Vorstellung der Band durch den Gitarristen Jan-Olaf Rodt hieß es beim Trompeter John-Dennis Renken: „Wir wollen alle Musiker werden, nur er wird lieber Broker!“ – und gleich darauf kam von hinten eine Replik über seine Noten im „Leistungskurs Mathematik“.

„The Soul Messengers“ entpuppten sich also als eine Gymnasiasten-Band. Da ist der Bandname schon ein wenig vermessen, denn immerhin erinnert er an Art Blakeys legendäre Hardbobband „The Jazz Messengers“ aus den 50er Jahren. „The Soul Apprentices“ (Lehrlinge) wäre passender gewesen, wenn man unbedingt streng sein wollte, aber dafür ist diese Band viel zu sympathisch.

Sie kämpften sich tapfer durch die Klassiker der schwarzen Musik, wenn ein Arrangement zu knifflig war, wurde es schon mal ein wenig vereinfacht, und der Bläsersatz (immerhin Saxophon, Trompete und Posaune) hatte noch lange nicht das knallig präzise Timing, das seit den großen Bands von James Brown Standard ist. Aber man merkte auch immer, dass die Band auf dem richtigen Weg war. Patzer waren selten, und der Keyboarder Oliver Poppe hatte die Elektronik seines Instruments genau passend auf die Sounds der 60er wie das Fender Rhodes Electric Piano oder die Orgel von Booker T. eingestellt. Das Programm bestand aus den Greatest Hits der Helden der populären schwarzen Musik wie Marvin Gaye, James Brown und Stevie Wonder. Wie bei den „Commitments“ drückte man den neun Souljüngern tüchtig die Daumen, und litt mehr mit ihnen als unter den paar Missklängen.

Ebenfalls aus den „Commitments“ wissen wir, dass die Band nur soviel taugt wie ihre Stimme. Diese gehörte Kristin Schulze, einer auf der Bühne sehr temperamentvollen jungen Frau, die ein wenig so aussieht wie die junge Marianne Rosenberg und so klingt wie Joy Flemming. Natürlich hatte man bei allen Songs die Originale im Ohr und natürlich kamen Band und Sängerin nur schwer dagegen an. Aber es gelang ihnen schnell, im überraschend gut besuchten Studio auf den Höfen die angekündigte „Ferien-Live-Party“-Stimmung zu verbreiten.

Die Spielfreude der Band war ansteckend, und das Wichtigste bei solch einem Programm gelang ihnen souverän: Sie spielten so frisch und mit echter Begeisterung, dass man nie daran erinnert wurde, dass viele der Songs komponiert wurden, als diese MusikerInnen noch gar nicht geboren waren.

Wilfried Hippen