Verdacht auf Absprache

Brüssel eröffnet Kartellverfahren gegen deutsche Verlage. Buchpreisbindung ist aber nicht gefährdet

BRÜSSEL dpa/ap ■ Ein Jahr nach den Hausdurchsuchungen in der deutschen Buchbranche hat EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti ein förmliches Kartellverfahren wegen mutmaßlicher Preisabsprachen eröffnet. Das teilte die EU-Kommission gestern in Brüssel mit und bestätigte damit einen Bericht der Zeitung Financial Times Deutschland. Die EU-Wettbewerbshüter waren wegen eines damaligen Lieferstopps gegen den österreichischen Handelskonzern Libro tätig geworden. Libro hatte sich deswegen in Brüssel beschwert.

Das Verfahren richtet sich vor allem gegen die Unternehmen und Institutionen, die vor einem Jahr durchsucht worden waren. Dies waren unter anderem die Verlagsgruppe Bertelsmann in München, der Grossist KNO (Stuttgart) sowie der Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt am Main gewesen. Sie hatten Libro mit einem Lieferstopp belegt, nachdem dieser Anfang Juli 2000 in seinem Internet-Buchhandel Lion.cc Bestseller für deutsche Kunden mit 20 Prozent Rabatt angepriesen und damit die in Deutschland geltende Buchpreisbindung unterlaufen hatte.

Mit dem geplanten harten Vorgehen Brüssels werde nicht der Kompromiss zur grenzüberschreitenden Buchpreisbindung vom vergangenen Jahr in Frage gestellt, hieß es in Brüssel. Im Gegenteil solle diese mühsam erreichte Einigung gegen Zuwiderhandlungen geschützt werden.