Krise in Skopje

Eklat in Makedonien: EU und Nato kritisieren Premier und sagen Vermittlungsreise ab. Albanische Parteien verlassen Verhandlungen

SKOPJE rtr/dpa/afp ■ Erstmals haben die Europäische Union und die Nato in aller Offenheit scharfe Kritik an dem makedonischen Ministerpräsidenten Ljubčo Georgievski geübt. Dessen Antwort auf den jüngsten Vorschlag der internationalen Vermittler sei „würdelos“ und „enttäuschend“, erklärten Nato-Generalsekretär George Robertson und der EU-Beauftragte für die Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, gestern. Beide sagten eine für denselben Tag geplante Reise nach Makedonien kurzfristig ab.

Die Vermittler – geführt von US-Botschafter James Pardew und dem EU-Beauftragten François Léotard – hatten Reformen für die albanische Minderheit vorgeschlagen. So soll das Albanische in Teilen Makedoniens zur Amtssprache werden, und im Parlament soll es bestimmte Minderheitenrechte für die Albaner geben. Georgievski hatte darauf am Mittwoch mit den Worten reagiert: „Das ist ein Szenario für den Zerfall Makedoniens.“ Er warf den Vermittlern einen „brutalen Cowboystil“ vor.

„Das ist eine unwürdige Antwort auf die internationalen Bemühungen, bei der Suche nach einer friedlichen Lösung zu helfen“, erklärten Robertson und Solana. „Sie ist auch enttäuschend angesichts der Tatsache, dass die internationalen Vermittler auf Einladung der Regierung, die über jeden Schritt unterrichtet worden ist, in Skopje sind.“

Unterdessen stiegen die politischen Spannungen in Makedonien. In Reaktion auf die Haltung des Ministerpräsidenten stiegen die an der makedonischen Regierung beteiligten albanischen Parteien aus den Verhandlungen aus. Das lokale Fernsehen zitierte die albanischen Gesprächsteilnehmer mit den Worten, ihre „Arbeit am Verhandlungstisch“ sei „getan“.

In der Hauptstadt Skopje explodierten drei Sprengsätze. Eine Explosion gab es laut Polizei an einem Einkaufszentrum im Norden der Stadt, wo vor allem Albaner wohnten. Bei der zweiten Explosion im östlichen Bezirk Kisela Voda soll eine Frau verletzt worden sein. Im Nordwesten des Landes entführten Albaner-Rebellen drei slawische Makedonier aus der Ortschaft Prsovce, wie die Polizei mitteilte. Rebellenkämpfer hatten in der Nacht das Feuer gegen mehrere Stellungen der Regierungstruppen eröffnet.