Auf geht’s: One World, One Love Parade

Die Raver Party wird dieses Jahr ganz anders: Statt Warm-ups gibt es Gottes Segen, DJs wollen nicht spielen, Dr. Motte soll nicht reden, die Aktion 2000 will Getränkestände verstellen, und die FDP fegt. Ein Überblick, wo was los sein wird

Love Parade, die dreizehnte: Ab 14 Uhr wird am Ernst-Reuter-Platz und am Brandenburger Tor der bislang größte Rave Europas eröffnet. Zur Einstimmung lädt der Bund der Deutschen Katholischen Jugend schon um 11 Uhr in der St.-Michaels-Kirche in Kreuzberg zum „Bless-up. Mit „himmlischen Beats, biblischen Texten und Lichtinstallationen“ will die Kirche eine „neue Form der Liturgie“ wagen. Join the Love Republic dann mit Gottes Segen und am besten per U-Bahn. Das BVG „Raverticket“ gibt es für 15 Mark und gilt auch am Sonntag.

Der Höhepunkt des Liebesrausches findet im Schatten der Goldelse statt. Dort treffen um 18 Uhr die 43 Wagen mitsamt den frisch getrauten Ehepaaren vom Lovestern Galaktika, den gecasteten Gogos von RTL 2 und den Totentänzern Gunther von Hagens’ aufeinander. Die DJs Ellen Allien, Surgeon und Hell sorgen zwei Stunden für Stimmung. Um acht Uhr wird es stiller. Einige DJs haben zum Boykott gegen die Love-Parade-Macher und deren „Inkompetenz und Arroganz“ aufgerufen: Schon für 17 Uhr ist ein 10-minütiger Musikstreik eingeplant, die für 20 Uhr angesetzte Abschlusskundgebung des Dr. Motte soll gar nicht erst übertragen werden. Auch nicht schlimm – dafür sind Überraschungen vom Bündnis Aktion 2000 zu erwarten. Das Bündnis will die Bühne besetzen und Getränkestände umstellen. One World, One Love Parade. Mit Westbam und Paul van Dyck geht es am Großen Stern bis 23 Uhr weiter.

Sauber macht die FDP. Um 21 Uhr fegen die blaugelben Müllmänner mit „neuen Besen“ am Brandenburger Tor den Müll zusammen. Die FDP-Kandidaten und Jungen Liberalen wollen zeigen, „dass sie richtig anpacken können“. Sie freuen sich ausdrücklich über Leute, die Fotos machen wollen.

Allen, die sich die „Love is the drug“-Hinweise der Veranstalter nicht zu Herzen genommen und zu viele Pillen geschluckt haben, die weder tanzen noch fegen können, sei die Nummer des Drogennotdienstes 1 92 37 empfohlen. Ansonsten wollen auch 900 Sanitäter und 40 Ärzte die medizinische Versorgung der Raver sicherstellen. Für Verzweifelte stehen fünf Seelsorger bereit. Die Love-Parade-Macher raten zu Vitaminen, Käse und Atemübungen.

Nachts trennen sich die Wege der Love-Gemeinde. Die Auswahl an Partys ist gigantisch: An 44 Locations gibt es House, Techno, Trance, Garage, und Drum ’n’ Bass in vielen Liebesvariationen. Die Arena lädt mit Westbam, Takkyu Ishino und Frank Horn zum „Lovenation Weekend“, „Wahre Liebe“ verspricht das E-Werk mit den DJs Woody und Clé, das Matrix bietet „Let Love Rule“ mit Random Noise Generation, und im Sage Club kann man einer „Electronic Love Affaire“ assistieren. Sexuelle Fantasien will der KitKat Club bei Ravern in passendem Outfit erwecken. Mit Größe lockt der Lovestern Galaktika am Messegelände – 20.000 Besucher werden erwartet –, und für Nostalgiker legen im Maria am Ostbahnhof zum letzten Mal bei einer Love Parade „Berliner Local Heroes“ auf. KBI