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: ARNO FRANK über die Bayerisch-Mitteldeutschen Motorenwerke

Mit Vollgas ins sächsische Wolfsburg

Im Münchener Vierzylinder, dem expressionistischen Hauptsitz von BMW, fiel vergangenen Mittwoch eine Entscheidung. Und sie fiel leicht. Was man schon daran sehen kann, dass BMW-Chef Joachim Milberg („Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“) das Gegenteil behaupten musste. Nun wird der Konzern sein neues Werk also auf eine Wiese bei Leipzig setzen. So weit, so gut.

Beim Bayerischen Rundfunk musste der Personalvorstand vom BMW erklären, warum die Wahl nicht auf Augsburg gefallen ist: „Wir haben uns nicht gegen Augsburg, sondern für Leipzig entschieden.“ Ein guter Grund, doch. Auf Nachfrage räumte der Manager denn auch ein, dass es im Osten, tja, wie soll man sagen, es gibt da ja gewisse Förderprogramme, also EU- und andere Subventionen von bis zu, öhem, ach Gottchen, 700 Millionen Mark. Fiese Realitäten, falscher Sender.

Also schnell umgeschaltet zum eilig anberaumten „MDR extra“, wo der Mitteldeutsche Rundfunk die „Renaissance des Automobilbaus in Sachsen“ zelebriert. Als Gast im Studio spekuliert Ulf Rittinghaus von der Sachsenring AG – wo, nebenbei bemerkt, ab 2002 BMW-Manager Ulrich Mellinghoff im Vorstand sitzen wird – über die Entscheidung: „Die Motivation der Sachsen war ausschlaggebend“, so ausschlaggebend, dass er es mehrfach wiederholen muss, denn: „Die Wiege des Automobilbaus steht in Sachsen.“ Im Kreis auf dem Sachsenring fahren ohenhin vor allem Tourenwagen von Opel und BMW.

Da frohlockt die mittelständische Zuliefererindustrie, das Volk aber braucht noch seine Zeit, die frohe Botschaft (10.000 neue Arbeitsplätze!) zu verdauen: Von der Liveschaltung zur „Feier in Leipzig“ überrascht, stammelt der einsame MDR-Reporter jubelnden Unsinn in sein Mikro: „Jetzt muss es nur noch mit der Olympiabewerbung 2012 klappen!“ EU-Subventionen? Logistische Nähe zu anderen BMW-Werken?

Keine Rede davon beim MDR, wo allein Tradition und Motivation die Sachsen stolz und glücklich machen. Wenn das MDR-Funkhaus und das örtliche BMW-Autohaus schon vom selben Bauunternehmen hochgezogen werden, ist schwerlich anderes zu erwarten.

Passend zum neoliberalen TV-Taumel kündigte im Anschluss Guido Westerwelle (FDP) mit warmen Grußworten „Super Illu TV“ an, das „Magazin für alle“. Verlost wurde diesmal ein Automobil, und zwar ein Peugeot 106. Aua.