Zehn Jahre Knast für eine Tauchrunde ?

Zehn Greenpeace-Aktivisten, darunter zwei Deutschen, soll in den USA wegen Sabotage der Prozess gemacht werden. Sie hatten versucht, die Tests zum US-Raketen-Programm durch eine Platzbesetzung zu verhindern

BERLIN taz ■ „Wir werden wie Terroristen eingestuft, auf Bundesebene vom FBI angeklagt“, sagt Tom Knappe. Zusammen mit neun anderen Greenpeace-Aktivisten droht dem 33-jährigen Dresdner eine Anklage wegen Spionage. Knappe leitet in Dresden die Veranstaltungsagentur LuXX, das „Windballett“ und das „Sommercafe Parktheater“. Vorerst müssen die drei Projekte ohne ihn auskommen. „Wir sind gegen Kaution nach fünf Tagen Haft frei, dürfen Kalifornien aber nicht verlassen“, so Knappe gegenüber der taz. Es könnte länger dauern: Knappe und den anderen neun Aktivisten drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Vor zehn Tagen waren sie in die Sicherheitszone des kalifornischen Militärgeländes „Vandenberg Air Force Base“ bei Los Angeles eingedrungen, um den vierten Test innerhalb des US-Raketenabwehrprogramms zu verhindern. Die Greenpeace-Schwimmer und -taucher aus den USA, England, Deutschland, Indien, Schweden, Australien, Spanien und Kanada waren von der Meeresseite bis auf die Basisvorgedrungen, wo die Testraketen abgeschossen werden sollten. Auch der Taucher Knappe gelangte an Land. Verhindern konnten die Aktivisten die Test zwar nicht, ihnen gelang es aber immerhin, die Starts um rund 40 Minuten zu verzögern.

Immerhin fühlt sich die Supermacht USA von dieser Verzögerung derart angegriffen, dass der Prozess gegen die „Saboteure“ jetzt an die große Glocke gehängt wird. „Mit unseren Aktivisten werden Anfang August die Falschen auf der Anklagebank sitzen“, erklärte Veit Bürger von Greenpeace. „Präsident Bush gefährdet mit seinen Raketenplänen die gesamte internationale Abrüstungspolitik. Er sollte dafür von der internationalen Staatengemeinschaft zur Rechenschaft gezogen werden.“ Das milliardenschwere Raketenabwehr-Programm der USA, das von US-Präsident Bush forciert wird, verstoße klar gegen den ABM-Vertrag von 1972.

Das Auswärtige Amt bestätigte gestern gegenüber der taz, dass neben Knappe noch ein zweiter deutscher Aktivist aus Seevetal bei Hamburg betroffen sei. Der deutsche Konsul in Los Angeles sei bei den ersten Vernehmungen dabei gewesen. Nach Knappes Angaben untersucht das Gericht in Los Angeles derzeit seine Lebensverhältnisse. „Die Richter interessieren sich für meine finanziellen Verhältnisse, die gesichert sind; für meinen Wohnsitz, der ein fester ist; für meine Geschäftspartner, zu denen etwa die Stadt Dresden zählt.“ Das Ergebnis der Untersuchung hat Einfluss darauf, ob er Amerika bis zum Urteilsspruch verlassen darf. Knappe: „Das Verfahren kann bis 2004 dauern“. NICK REIMER

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