cdu-generalsekretär
: Noch ist das Neue schwach

Nicht auszudenken, die CDU hätte gestern eine Protagonistin aus alten Diepgen-Landowsky-Seilschaften als neue Generalsekretärin präsentiert. So eine hätte „die neue Kraft für Berlin“ verkaufen sollen? Wie weit fortgeschritten ist der Realitätsverlust Eberhard Diepgens, dass er mit Verena Butalikakis überhaupt einen solchen Personalvorschlag machte?

Kommentar von ROBIN ALEXANDER

Frank Steffel hat mit Joachim Zeller schließlich seinen Favoriten durchgesetzt. Die Vorteile dieser Lösung für die Union liegen auf der Hand: Der gelernte DDR-Bürger Zeller bietet potenziellen CDU-Wählern im Ostteil der Stadt Identifikationsmöglichkeiten, die in der westgeprägten Steffel-Kampagne bisher fehlten. Zeller steht für einen geschichtsbewussten, entschiedenen Umgang mit der PDS. Dies ist etwas ganz anderes als der platte Antikommunismus, der einem so oft von der Berliner CDU geboten wird. Vielleicht kann der ruhige, amtserfahrene Zeller auch ein wenig den vorlauten Eindruck kompensieren, den Steffel bisher erzeugt. Zeller arbeitet in seinem Bezirk mit den Grünen zusammen und könnte der CDU langfristig die dringend benötigte zusätzliche Option Schwarz-Grün eröffnen.

Doch die Umstände von Zellers Kür werfen ein grelles Licht auf den Zustand der Union. Immerhin drei Tage brauchte Steffel, um den Vorgänger Zellers loszuwerden, obwohl dieser sich vor aller Welt unmöglich gemacht hatte. Zwei weitere Tage vergingen, bis Steffel Diepgen in Sachen Nachfolger endlich zur Einsicht brachte. Wenn es tatsächlich eine neue Kraft in der CDU gibt, dann ist sie noch sehr schwach. Doch von solchen Entscheidungen hängt es ab, ob die CDU in Zukunft eine gewichtige Rolle in Berlin spielen wird. Nicht als Regierungspartei. Aber als ernst zu nehmende Opposition gegen Rot-Rot.