Die die zweite Geige spielen

Focus und Bild haben dem heimlichen Treffpunkt offenbar ziemlich indiskret zugesetzt. Deshalb steht auf der ersten Seite der Adresse www.diegeliebte.de unter dem Bild eines Stoppschildes die Warnung an alle Leser dieser beiden Presseerzeugnisse: „Dieser Internet-Auftritt ist weder eine Kontaktbörse noch eine Sammelstelle für Böswilligkeiten!!! Kontaktanzeigen und unfaire Postings werden sofort gelöscht!!!“ Wir verstehen. Die Stammgäste haben Übung im Löschen verdächtiger Spuren aller Art. Der anonyme Chat und das anonyme Forum sind die zentralen Menüpunkte der Site. Denn sie dient der Selbsthilfe einer Menschengruppe, deren Leben recht kompliziert ist, obwohl von einer wirklich Mitleid erregenden Diskriminierung nicht gesprochen werden kann. Die auch anklickbaren „Songs“ und „Geigenhumor“ sind nur die Dekoration für das Thema „Geliebte/Geliebter“. Interessant ist die Umfrage unter 309 Teilnehmenden (Stand: Mai dieses Jahres). Warum gibt es diese Beziehung überhaupt? Sex und noch einmal Sex: Für 83 Prozent ist das das Wichtigste an der Beziehung. Und erstaunliche 32 Prozent spielen schon länger als zwei Jahre den Part der zweiten Geige. 42 Prozent treffen sich dafür zwei- bis dreimal die Woche. Leben also so gut wie zusammen. Trotzdem sollen 60 Prozent der offiziellen ersten Partner nichts von der Liaison wissen.

werneburg@taz.de