Abschiebung nach Deutschland

Die ersten während des G-8-Gipfels in Genua Inhaftierten aus Genua kommen heute wieder in Berlin an. Sie berichten von Misshandlungen während der Festnahme und weiteren Schlägen in der Polizeihaft. Mindestens 15 sind noch inhaftiert

von HEIKE KLEFFNER

Dreiundzwanzig während des G-8-Gipfels in Genua verhafteten Deutsche sind seit gestern auf dem Rückweg. Sie waren am Donnerstag morgen aus italienischen Gefängnissen und Krankenhäusern entlassen und in den Zug gesetzt worden. Darunter waren auch mehrere Berliner und die Journalistin Kirsten Wagenschein. Die „Non-Stop-Abschiebung über den Brenner“ war die letzte Schikane der italienischen Behörden. Eltern, die aus Deutschland angereist waren und die Inhaftierten nach tagelanger Suche abholen wollten, mussten hinterher fahren.

Mindestens 15 Deutsche waren gestern jedoch noch immer in italienischer Haft. Zehn von ihnen wurden erst nach dem Ende des G-8 Gipfels auf der Heimreise außerhalb Genuas festgenommen. Sie sollen heute den Haftrichtern vorgeführt werden. In vier Fällen ordneten Richter gestern eine Verlängerung der Untersuchungshaft an.

Die Meldung des Auswärtigen Amtes, 55 von 70 festgenommenen Deutschen seien inzwischen auf freiem Fuß, konnte der Berliner Ermittlungsausschuss (EA) gestern nicht bestätigen. Zur Verwirrung trägt offenbar bei, dass die Betroffenen nach der richterlichen Freilassung noch einmal in Polizeikasernen gebracht und von dort aus abgeschoben werden. „Wir bitten alle, sich bei uns zurückzumelden“, heißt es beim EA. Nur so könne eine Betreuung für diejenigen gewährleistet werden, die noch in Haft oder im Krankenhaus bleiben müssten. Vielen Freigelassenen fehlen beschlagnahmte Ausweispapiere, Geld und Rucksäcke. Schlimmer sind jedoch die Erinnerungen an Willkür und Gewalt. „Ich hatte mich mit zwei Männern in einem Glashaus im Nachbargarten der Schule versteckt, als die Polizei kam“, erzählt die 20-jährige Laura J. „Als sie uns fanden, zerschlugen sie mit den Knüppeln die Glasscheiben. Dann schlugen sie auf uns ein. Wir mussten uns mit den Händen vor den Kopf auf den Boden legen und die Polizisten traten mit ihren Stiefeln darauf. Später sollten wir über den Boden zum Bus robben.“ In der Polizeihaft wurde Laura erneut geschlagen: Besonders eingeprägt hat sich ihr das Hakenkreuz-Tattoo eines Polizisten, der sie mehrfach auf den Kopf schlug und ihr dann den Stiefel in den Nacken setzte.

EA-Telefon: 6 92 22 22. Spendenkonto: Klaus Schmidt, Sonderkonto, Postbank Berlin, BLZ 100 100 10, Kto-Nr.: 20610-106brennpunkt SEITE 3