Ein Management für Bienen

Mit einem Computerprogramm rücken Bonner Wissenschaftler den Bienen an die Flügel. Ziel ist es, die etwa 550 Bienenarten in Deutschland oder 20.000 bis 40.000 Arten weltweit genau und schnell bestimmen zu können. Mit ökologischem Hintergrund: Denn Bienen bestäuben etwa drei Viertel aller Pflanzen und sorgen damit für deren Vermehrung. Umweltverschmutzung und Krankheiten haben aber viele Bienenarten an den Rand des Aussterbens gebracht. Vormals intakte Ökosysteme geraten so aus dem Gleichgewicht.

Das Computerprogramm soll die Grundlage für ein so genanntes „Bestäubungsmanagement“ schaffen. Denn erst, wenn die Bienenforscher wissen, welche Einfüsse genau den Bestand einzelner Bienenarten fördern oder gefährden, können gezielte Schutzmaßnahmen für Maja, Willi und Co. ergriffen werden.

Bestimmt werden die Bienen anhand der Flügeläderung. Sie gilt als „Fingerabdruck“ jeder einzelnen Bienen- und Hummelart – unverändert über die Jahrhunderte. Bei einer versteinerten Honigbiene hat Stefan Schröder vom Institut für Landwirtschaftliche Zoologie und Bienenkunde der Universität Bonn, einer der Initiatoren des Computerprogramms, die gleiche Äderung ausgemacht wie bei ihren heute summenden Nachfahren.

Das Computerprogramm ermöglicht den Taxonomen, so heißen die Experten der Artenbestimmung, ihre Arbeit mittels Laptop in der Natur und nicht erst später im Labor auszuführen. Auf Eis werden Bienen und Hummeln betäubt. So können die Flügel fotografiert werden. Während das Analyseprogramm das eingescannte Bild untersucht und nach wenigen Minuten die Bienenart benennt, erholt sich das Insekt vom kurzen Kälteschlaf. Die Lebendbestimmung sei ein unschätzbarer Beitrag für den Naturschutz, sagt Stefan Schröder. Denn obwohl sie für den Artenschutz antraten, riskierten Taxonomen bisher bei jeder Biene, die sie untersuchen mussten, dass es die Letzte ihrer Art in diesem Biotop war.

ANDREA SCHNEIDER