Spanien regelt Einwanderung

Mit bilateralen Abkommen will Madrid für eine regelmäßige Zuwanderung sorgen

MADRID taz ■ Spanien will Ordnung in seine Einwanderungspolitik bringen. Madrid wird mit insgesamt sechs Ländern „Abkommen zur Regulierung des Flusses von Arbeitnehmern“ unterzeichnen. Nach Ecuador und Kolumbien war am Mittwoch Marokko an der Reihe. Im Herbst sollen Polen, die Dominikanische Republik und Rumänien folgen. 90 Prozent der in Spanien lebenden Einanderer kommen aus diesen sechs Ländern.

Das Neue an den Abkommen: Künftig wird Spaniens Arbeitsministerium zusammen mit Unternehmerverbänden, Gewerkschaften und Regionalregierungen jährlich den Bedarf an Arbeitskräften festlegen. Die so ermittelte Zahl geht dann an die spanischen Botschaften. Bilaterale Auswahlkommissionen entscheiden anhand von Bewerbungen, wer die Auserwählten für Arbeitsplätze in Spanien sind.

Eine Million Ausländer leben mit Aufenthaltsgenehmigung in Spanien, das sind 2,5 Prozent der Bevölkerung. Diese Zahl ist im Vergleich zu anderen EU-Staaten noch gering, wächst aber schneller als im restlichen Europa. Spanien verdoppelte in nur zwei Jahren seinen Ausländeranteil. Die größte Einwanderergruppe stellen mit 250.000 Menschen die Marokkaner. Ebenso hoch wird die Zahl der Illegalen geschätzt.

Täglich kommen Menschen in kleinen Booten an der Südküste Spaniens an. 4.000 bis 5.000 Mark kassieren Schleppermafias pro Überfahrt. 680 Menschen sind nach Angaben des Immigrantenvereins Atime dieses Jahr auf der Meerenge von Gibraltar gestorben. Tausende wurden von Spanien abgeschoben. Bereits vor dem Einwandererabkommen forderte Spanien immer wieder Arbeitskräfte aus Marokko an. Viele Illegale suchten sich einen Arbeitgeber, reisten mit dem Vorvertrag zurück in ihre Heimat und kamen mit der Arbeitsgenehmigung wieder. Mit der der direkten Anwerbung im Herkunftsland soll das künftig verhindert werden.

Noch liegen keine Zahlen vor, wie viele Arbeiter Spanien im nächsten Jahr anwirbt. Nach Berechnungen der Banco Bilbao Vizcaya braucht Spanien jährlich 300.000 Arbeitskräfte, um das Wirtschafts- und Sozialsystem aufrechtzuerhalten. Das 40-Millionen-Einwohner-Land hat die niedrigste Geburtenrate weltweit. Ohne Immigranten wird Spanien im Jahr 2050 den höchsten Altersdurchschnitt weltweit haben. REINER WANDLER