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Fischen in Berlin

Die Ausübung der Fischerei lässt sich im Berliner Raum seit der Mittleren Steinzeit (8000–3000 v. Christus) nachweisen. Einer der ersten urkundlichen Hinweise auf die Fischereiausübung ist eine Überlassung des Fischzolls zu Berlin und Cölln an das Jungfrauenkloster zu Spandau im Jahre 1318. Zu Zeiten primitiver Landwirtschaft ernährte die Fischerei zwischen Elbe und Oder rund 30–40.000 Menschen. Im 17. Jahrhundert gab es zwischen Havelberg und Hennigsdorf 8.000 Fischer. Der Fischreichtum wird als „überraschend groß bezeichnet.“ Martin Luther warnte jedoch schon vor übermäßiger Ausübung der Fischerei – und er behielt Recht: Störe, Neunaugen und Lachse, die im Mittelalter häufig auf Berliner Fischmärkten angeboten wurden, blieben im Laufe des 19. Jahrhunderts aus, nur die grätenreichen Weißfische laichten weiterhin in der Region. Die Folge: 1895 konnte die Havelfischerei von Spandau bis zur Mündung nur noch rund 2.500 Menschen ernähren. Im Zuge der Industrialisierung reduzierte sich auch die Anzahl der Fischer. Zwischen Havelberg und Hennigsdorf zählte man um 1900 noch 800 Fischer – 69 Familien befischten die Berliner Havel in beruflicher Weise. Heute gibt es zwischen Havelberg und Hennigsdorf 76 Berufsfischer, 15 davon befischen die Berliner Havel. Über den Ostberliner Bereich liegen bis zur Wende keine Zahlen vor. 1990 wurde in Ostberlin die Produktionsgenossenschaft Werktätiger Fischer aufgelöst. 15 weitere Fischereibetriebe entstanden. Die insgesamt 30 heute noch in Berlin tätigen Fischer fangen im Jahr etwa 400.000 Kilo Fisch aus den Gewässern. Davon werden 150.000 Kilo im Handel abgesetzt, 250.000 Kilo werden zu Tiermehl verarbeitet und verbrannt. Verkauft wird der Fisch in der Regel auf Wochenmärkten in Berlin und Brandenburg oder an Wochenendständen.