Rosemarie Kaufmann, Strickerin

Rosemarie Kaufmann: Was ich gegen den Sommer habe? Die Schafe schwitzen.

Sie stricken trotzdem weiter, auch im Sommer bei größter Hitze.

Für mich ist das Pulloverstricken eben wie Malerei.

Warum holen Sie Menschen im Sommer in ihre Strickkurse, wo sie sich mit warmen, kratzigen Wollsachen abgeben müssen?

In meinen Kursen schafft man sich nicht nur eine warme Hülle. Bei mir lernen die Teilnehmer anarchistisches Stricken, wo man vorher nicht unbedingt weiß, was hinterher rauskommt. Man lässt sich einfach darauf ein, was spontan auf die Nadel kommt.

Aha. Sie haben auch gerade an einem Strickkongress teilgenommen. Das ist doch Wahnsinn bei der Hitze.

Ja, es wurde sehr viel geschwitzt. Trotzdem ging das Stricken gut. Ich habe dort einen Kurs geleitet zum Thema „Stricken nach Monets Seerosenteich“.

Und was soll der Vorteil sein von Wolle im Sommer?

Wolle wirkt klimaausgleichend.

Wäre es nicht dennoch angenehmer, leichte, dünne, kühle Stoffe zu tragen?

Nein. Wolle schafft eine Isolationsschicht auch zur Wärme hin. Sie hat viele kleine Fäserchen, die Luftraum einschließen. Das wirkt dämmend, auch gegenüber der Sonne.

Bringen Sie Ihren Schülern auch das Stricken wirklich praktischer Dinge bei? Zum Beispiel die Herstellung lustiger bunter Klopapierhauben für Autorückbänke?

Nein, so was ist nicht erlaubt. Meine Kursteilnehmer stricken nur Pullover und Schultertücher. Ich selbst arbeite gerade an einem Pullover mit 40 verschiedenen Rottönen.

INTERVIEW: KIRSTEN KÜPPERS