Das einsamste Hotel

■ Leuchtturm Roter Sand jetzt wieder geöffnet

Deutschlands einsamstes Hotel hat seinen Betrieb wieder aufgenommen. Nachdem der Leuchtturm Roter Sand in der Wesermündung im vergangenen Jahr aus Sicherheitsgründen gesperrt worden war, können jetzt bis zu sechs Personen eine Nacht 30 Meter über dem Meer verbringen. „Der Leuchtturm ist wohl das bekannteste Baudenkmal, das wir in Deutschland haben“, sagt Gottfried Kiesow, Vorsitzender der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“.

Dreieinhalb Stunden dauert die Anreise mit dem 60 Jahre alten Museumsschlepper „Goliath“. Bei der diesjährigen Premierenfahrt hatten die „Hotelgäste“ Glück: Die Nordsee war glatt wie ein Ententeich. Im Inneren ist der Leuchtturm original getreu restauriert worden. Die spartanische Einrichtung ist noch so wie 1964, als der letzte Leuchtturmwärter seinen Arbeitsplatz für immer verließ.

Außer dem Meeresrauschen ist auf dem 1885 errichteten Stahlturm nichts zu hören. Dafür findet das Auge beim Blick aus dem ehemaligen Lampenraum kaum Ruhe. In der Abenddämmerung blitzen die anderen Leuchtfeuer an der Küste auf. Wie an einer Perlenkette aufgereiht ziehen die Lichter der vorüber fahrenden Schiffe vorbei. Romantik pur.

Für die Stiftung Denkmalschutz ist der Rote Sand ein Symbol: Mit der Restaurierung des Turms nahm die Stiftung 1985 ihre Arbeit auf, inzwischen betreut sie bei einem Jahresetat von 500 Millionen Mark rund 1000 Objekte in ganz Deutschland. Im Bemühen um weitere Spendengelder kommt der Stiftung die Werbewirksamkeit des Leuchtturms gerade recht; zudem hat sie sich selbst verpflichtet, die betreuten Denkmale auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Wolfgang Heumer, dpa