Mit dem Juniorprofessor auf Du und Du
: 160 neue Stellen

■ Niedersachsen prescht vor, um die besten Kräfte für sich zu gewinnen

Niedersachsen will bei der Einrichtung der neuen Juniorprofessuren an den Hochschulen bundesweit eine Vorreiterrolle übernehmen. Das Land werde dazu die vom Bund bereitgestellten Mittel von 24 Millionen Mark um zwölf Millionen Mark aufstocken, kündigte Wissenschaftsminister Thomas Oppermann (SPD) gestern in Hannover an. Mit dem Geld sollten bis Ende kommenden Jahres bis zu 160 Nachwuchswissenschaftler eingestellt werden.

Obwohl die nötige Reform des Hochschul-Dienstrechtes noch nicht von Bundestag und Bundesrat abgesegnet ist, sollten die ersten Einstellungen noch in diesem Jahr erfolgen, teilte der Minister mit. An der Universität Göttingen seien bereits 30 Stellen ausgeschrieben worden. In den kommenden fünf Jahren sollen nach Oppermanns Vorstellungen in Niedersachsen insgesamt 500 Stellen für Juniorprofessoren geschaffen werden. Diese benötigen im Gegensatz zu Professoren nicht mehr das zeitaufwändige Habilitationsverfahren.

„Wir machen einen Frühstart“, kommentierte der Minister das Landesprogramm. Damit solle das politische Signal gesetzt werden, dass Niedersachsen die von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) konzipierten Juniorprofessuren zu einer „Erfolgsgeschichte“ machen wolle. Der Frühstart sei auch deshalb gewollt, weil es jetzt sehr gute Chancen gebe, exzellentes Personal zu gewinnen. „Wir fangen etwas früher an als die anderen Länder und haben damit bessere Chancen, aus den Nachwuchswissenschaftlern in Deutschland die besten für die niedersächsischen Hochschulen zu gewinnen.“

Mit den zusätzlichen Landesmitteln soll den Hochschulen laut Oppermann auch die Einrichtung solcher Stellen „schmackhaft“ gemacht werden. Zu der einmaligen Förderung aus Bundesmitteln von 150.000 Mark je Stelle kämen weitere 75.000 Mark aus der Landeskasse hinzu. Das Geld komme aus den Dividenden-Einnahmen des Landes aus seiner Beteiligung am VW-Konzern. „Wir nutzen den Erfolg von Volkswagen, um dem wissenschaftlichen Nachwuchs in Niedersachsen einen hervorragenden Start in die Juniorprofessur zu ermöglichen.“

Junge Wissenschaftler sollen mit etwa 30 Jahren eine Juniorprofessur übernehmen. Mit 36 Jahren könnten sie bei entsprechender Qualifikation auf eine reguläre Professorenstelle wechseln. „Wir wollen die Qualifizierungswege in den Professorenberuf verkürzen und den wissenschaftlichen Nachwuchs verjüngen“, sagt Oppermann. Die Nachwuchswissenschaftler erhalten zunächst reguläre Assistentenstellen. Diese würden dann in Juniorprofessuren umgewandelt. Ziel sei es, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu verjüngen und ihm früher als bisher eigenständiges Arbeiten in Forschung und Lehre zu ermöglichen.

Deutsche Professoren sind bisher bei ihrer Erstberufung im Durchschnitt 42 Jahre. Das ist im internationalen Vergleich sehr alt. Deshalb die Einführung der Juniorprofessuren. Auf diesen Stellen müssen Nachwuchswissenschaftler nicht mehr das nur noch in Deutschland und Österreich praktizierte zeitaufwendige Habilitationsverfahren absolvieren. Die vom Bundeskabinett bereits beschlossene und von den Professoren-Berufsverbänden scharf attackierte Dienstrechtsreform sieht sechsjährige Juniorprofessuren vor, die international ausgeschrieben werden. Es gibt eine obligatorische Zwischenprüfung. Die Juniorprofessoren sollen eigenständig lehren und forschen, Doktorarbeiten betreuen und an den Hochschulen bereits zur Gruppe der Professoren gezählt werden. dpa