Susanne und Evelyne sagen Ja!

■ Heute lässt sich Bremens erstes homosexuelles Paar als Lebenspartnerschaft eintragen. Keine rosarote Riesenparty / Standesamts-Chef: „Wir behandeln das wie jede Eheschließung“

Und das ist auch gut so!

Sie sind seit 17 Jahren zusammen, sie wohnen in einer gemeinsamen Wohnung, sie haben ein gemeinsames Konto. Sie lieben sich, sie streiten sich – wie andere Paare auch. Nur eins durften Susanne Gläß (43) und Evelyne Heiz (47) bislang nicht: Ja sagen zueinander, sich vor dem Gesetz Rechte und Pflichten einräumen. Es hat schon fast historische Dimensionen, was heute im Standesamt in der Hollerallee passieren wird: Susanne und Evelyne werden die ersten Homosexuellen sein, die in Bremen eine Lebenspartnerschaft eingehen. Und auch die einzigen. Wider Erwarten gab es bislang keinen Ansturm auf die Standesämter. Bislang gab es in Bremen rund 20 Anfragen, in Bremerhaven waren es nur vier.

„Es ist das, was derzeit politisch möglich ist“, freut sich Michael Engelmann, der Vorsitzende der Schwulen Sozialdemokraten. Die Lebenspartnerschaft ist rechtlich nicht mit der Ehe zu vergleichen (siehe nebenstehenden Artikel), das weiß auch Engelmann. Dennoch: „Das Klima in den Gesellschaft hat sich geändert.“

Nicht bei allen. Auch im liberalen Bremen gab es viel Hickhack um die normalste Sache der Welt: Die Liebe. „Homo-Ehen wird es in Bremen nie geben“, hatte der der damalige Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) noch vor zwei Jahren getönt. Bürgermeister Hartmut Perschau (CDU) sah noch im vergangenen Jahr den rot-grünen Gesetzentwurf aus Berlin als „Angriff auf die Ehe als die Keimzelle der Gesellschaft.“ Bis zum Schluß war unklar, ob Bremer Schwule und Lesben ihre Partnerschaft in einer dunklen Hinterkammer des Standesamtes bekunden müssen.

Schnee von gestern – heute werden Evelyne und Susanne im Trauzimmer des Standesamtes gefragt: „Wollen Sie eine Lebenspartnerschaft eingehen?“ Und es sieht verdammt danach aus, dass sie „Ja!“ sagen werden – wie die anderen sechs Bremer Hetero-Pärchen am 1. August auch. Standesamt-Chef Dieter Katt: „Wir behandeln das ganz normal – wie jede andere Eheschließung.“

Es wird keine rosarote Riesenfete, nur eine Feier im kleinen Kreis. „Ringe tauschen wir schon aus, einen Brautstrauß, Kutsche und weißes Kleid wird es aber nicht geben“, sagt Evelyne. „Uns kommt es auf den Inhalt an – und nicht auf die Form.“

In der Silvesternacht 1984 lernten sie sich in München kennen, am Neujahrsmorgen wurde „beim Küssen die Suppe kalt“, erzählt Susanne. Schon bald wünschten sich die Frischverliebten etwas mehr als nur eine lose Bindung. Das Problem: Evelyne ist Schweizerin.

Gerade für AusländerInnen hat die Quasi-Ehe handfeste Vorteile: Zuerst schaffte es Susanne nur mit Mühe, in Zürich eine Aufenthaltserlaubnis zu ergattern, dann hatte Evelyne ähnliche Probleme in Bremen. „EU-AusländerInnen dürfen sich nur drei Monate pro Jahr in Deutschland aufhalten“, sagt Evelyne. „Es ist diskriminierend, es ist entwürdigend.“ Erst als Musterprozesse in Köln und Münster durchgefochten waren, damit auch gleichgeschlechtliche binationale Pärchen ein „Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit“ haben, bekam Evelyne eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. Susanne sagt: „Fast hätten wir schon in den Niederlanden geheiratet.“

Erbrecht, Sorgerecht im Krankheitsfall, Steuern, Trennung – die Lebenspartnerschaft gibt Schwulen und Lesben in vielem fast Hetero-Normalität. Allein bei der Krankenversicherung dürfte das „Ehepaar“ jetzt 10.000 Mark pro Jahr sparen: „Bislang zahle ich das privat in meine eigene Kasse ein“, erklärt Evelyne. „Jetzt kann ich mich bei Susanne mitversichern – völlig beitragsfrei.“

Einiges haben die beiden trotz allem noch in einem notariellen Partnerschaftsvertrag geklärt: Wer soll auf Eddie und Freddie aufpassen, wenn etwas passiert? Die beiden Friesen-Hengste sind übrigens nicht die einzigen Männer im Leben von Susanne Gläs und Evelyne Heiz. Die Zeremonie im Standesamt wird auch von einem Beamten vorgenommen: „Aber“, sagt Susanne, „das sehen wir nicht so eng.“ ksc