vorlauf
: Mission possible

Der Kunstdetektiv

(21.45 Uhr, ARD)

Wie lässt sich die Geschichte eines Kunsthistorikers, der zehn Jahre seines Lebens in Archiven und Städten wie Moskau, New York oder Tokio verbringt, wie lässt sich eine solche Geschichte erzählen? Als Dokumentation? Als Road Movie? Heiner Stadler versucht beides, wenn er dem Schnüffler hinterherschnüffelt. Denn Clemens Toussaint, „Der Kunstdetektiv“, spürt verschollenen Gemälden nach, um sie den Erben zuzuführen – gegen Provision, versteht sich.

Ein Bild des russischen Suprematisten Kasimir Malewitsch etwa stöberte er im Museum of Modern Art in New York auf. Wird beim Direktor vorstellig und meldet Ansprüche an: Die rechtmäßigen Besitzer, die Erben des Künstlers, seien enteignet, das Bild Ende 1945 widerrechtlich verhökert worden. „Ich dachte, ich könnte da einfach reinmarschieren“, schildert Toussaint, „aber der Direktor warf mich raus: Ich solle das nächste Mal mit Beweisen, Anwälten und Erben kommen.“

Weil aber Malewitschs Erben über Turkmenistan, die Ukraine, Tschechien und Polen verstreut leben, wurde Toussaint zu einem guten Kunden der Aeroflot – und beschert Stadler bunte Bilder. Dessen Annäherung an den Detektiv gerät entsprechend intim. Toussaint beim Rasieren, Toussaint beim Duschen, Toussaint beim Telefonieren, Toussaint hinter dem Steuer seines Jaguar E-Type – in der Waschanlage. Und wenn man nur dicht genug am Objekt bleibt, dann fungiert das Objekt als Türöffner: In die gute Stube des Moskauer Rentners – ein Verwandter Malewitschs – ebenso wie ins Tokioter Appartment eines japanischen Kunstsammlers, in ein New Yorker Auktionshaus wie in die Kanzlei schmunzelnder Anwälte. Richtig glamourös wird es sogar, wenn Sharon Stone auf der Auktion den Malewitsch enthüllen darf. Anrührend, wenn Künstlerenkel Jen Lissitzky seufzend von seinem Leben in sibirischer Verbannung erzählt. Und detailverliebt, wenn der Fahrkartenkontrolleur im japanischen Schnellzug dabei gefilmt wird, wie er sich nach der Arbeit vor dem ganzen Waggon verbeugt.

Freilich haben solche Manierismen nichts mehr mit dem Thema zu tun, mit Superman Toussaint. Toller Typ, doch, das zumindest haben wir begriffen.

ARNO FRANK