DIE ARD „VERLIERT“ DEN FUSSBALL-STREIT MIT KIRCH – SO WHAT?
: Wir müssen jetzt stark sein

Was hat ein rechter Fußballfreund davon, wenn samstags zwischen 20.12 Uhr und 20.14 Uhr in der ARD-Tagesschau ein paar Bundesliga-Tore gezeigt werden? Nichts hat er davon. Sein Bedürfnis nach Fernsehfußball ist weder in 40 noch in 90 Sekunden zu stillen. Und ob die ARD sich drei Spiele selbst aussuchen darf (was sie will) oder ob ihr der Bundesligarechte-Besitzer Kirch die Spiele vorschreibt, wie es gestern durch das Münchner Landgericht nahe gelegt wurde – Kinder, also bitte!

Die ARD soll bloß jetzt nicht daherkommen und erzählen, wie sie zum Wohl des Fußballfreundes kämpft. Sie spielt in Wahrheit brav Kirchs Spiel. Und wenn sie mal bellt, dann kriegt sie eine drüber, dann kuscht sie, weil sie Angst hat, dass Herrchen Kirch den abgenagten Knochen ganz wegnimmt. Sie hat ja per Klage nicht einmal um das Recht auf freie Bildauswahl gekämpft. Sie hat sich auf einen Auslegungsstreit über Vertragsinhalte eingelassen – und mit offenbar schlechteren Argumenten verlangt, frei auszuwählen aus dem Bildmaterial, das sie freiwillig von Leo Kirch ankauft.

Dass die ARD in der Tagesschau die wichtigsten Nachrichten, auch aus der Fußballbundesliga, bebildern will, ist verständlich. Juristisch gesehen muss sie für Kurzberichterstattung nicht – so wie sie das tut – Bilder von Kirch Media kaufen. Dass sie sich dennoch unbedingt mit Kirch innerhalb des gemeinsamen Vertragspaketes arrangieren will? Erstens kauft sie auch Bilder für spätere, längere Nachverwertung; zweitens ist sie nicht stark genug, um mit dem Druck der Deutschen Fußball-Liga GmbH umzugehen – die sich wiederum ihrerseits dem Druck ihres Hauptgeldgebers Kirch beugt und beugt.

Übrigens: Sollte es tatsächlich jemanden geben, der sich künftig mit Kurzberichterstattung zufrieden gibt, so kann er samstags bereits um 19 Uhr im ZDF in „heute“ ein paar traurige Tore sehen. Die „ran“-Sendung um 20.15 Uhr (Sat.1) wird jedenfalls als klassische Bundesliga-Sendung nicht funktionieren. Das zeigt die vernichtende Einschaltquote (2,2 Millionen) vom vergangenen Samstag. Das ist ganz im Sinne von Kirch. Der kann weder auf Sat.1 Rücksicht nehmen noch darauf, dass durch sein Fußball-Massaker für ein paar Millionen Fußballfreunde die Bundesliga langsam stirbt. Der Stoff im Free TV muss so knapp werden, dass endlich genügend Unglückliche den verdammten Premiere-World-Decoder abonnieren. Für Fußballfreunde heißt es, eine Tugend zu zeigen, die der ARD völlig abgeht: Auch wenn es zwischenzeitlich wehtut – wir müssen jetzt stark sein. Sonst ist es ja keiner.

PETER UNFRIED