Oberon und Titania in Gummistiefeln

■ Zwei Abende im Wohlerspark: Der Sommernachtstraum der freien Gruppe „Elfen im Park

Eins ist mal klar: Wenn Freitag- und Samstagabend warmes Wetter herrscht, dann werden einige Schauspieler besonders ins Schwitzen kommen: Sie werden beim Open-Air-Sommernachtstraum im Wohlerspark als Elfen nämlich in Gummistiefeln auftreten – passend zum Untertitel Liebeswahn & Gummistiefel dieser freien Produktion der spontan konstituierten Gruppe „Elfen im Park“.

Warum Gummistiefel? Oberon und Titania, das Herrscherpaar über die Elfen, hat in Shakespeares Dauerbrenner bekanntlich einen deftigen Streit. Der Wald bebt und alle und alles ringsum geraten in den Strudel der Ereignisse. „Dieser Streit hat sogar Unordnung in der Natur ausgelöst und Hamburg einen ungewöhnlich feuchten Sommer beschert. Kein Wunder also, dass die Elfen alle Gummistiefel tragen“, erklärt Regisseurin Sonja Vogt. Shakespeares Text gibt die Naturwirren her. Dass das Wetter in diesem Sinne mitspielt, ist nicht zu hoffen.

Der Wohlerspark wurde mit Bedacht ausgesucht. Seit 1977 ein öffentlicher Park, wurde er als „Friedhof Norderreihe“ am 31. Juli 1831 eingeweiht. „Fast auf den Tag 170 Jahre später haben es sich die Elfen in diesem eigenartigsten und romantischsten aller Hamburger Parks gemütlich gemacht: zwischen Legionen von Eichhörnchen und Kaninchen räkeln sie sich auf den Gräbern, tanzen, singen und schauen schadenfroh dem Treiben der Sterblichen zu, die, von Puck heillos erotisch verwirrt, durch den Wald irren, sich verlieben, sich entlieben und sich gegenseitig beinahe massakrieren.“ So die Idee der Inszenierung laut der 29-jährigen Regisseurin vom Jungen Theater aus Bremen.

Das Altonaer Bezirksamt ließ sich leicht für den Plan gewinnen, den Wohlerspark zu bespielen. „Die schienen richtig interessiert, dass da mal was passiert.“ Vor allem Puck und zwei Musiker (mit Bass und Violine) locken die Zuschauer an mehrere Spielorte. Sie sollen den Liebenden folgen auf ihrer Reise durch den „Wald von Athen“, unter die dunklen Bäume von „Titanias Laube“ und ins Dickicht, wo sich schließlich die „richtigen“ Paare finden und Titania sich den Esel wieder abgewöhnt. Und am Ende der Komödie soll Hochzeit gefeiert werden, mit Musik und Tanz – auf dem Zentralplatz des Parks, wo das Stück auch beginnt.

Die Handlung ist stark gekürzt und konzentriert sich auf die Elfen und die Liebespaare. Die „Handwerker“ sind nicht mit von der Partie. Dafür verspricht die Verzauberung im nächtlichen Wald einiges. In dieser Naturkulisse wird es wirklich dunkel: bis auf Taschenlampen und Fackeln gibt es kein künstliches Licht. Die Zuschauer werden wenig mehr als die Schauspieler sehen.

Dies und andere Unwägbarkeiten nehmen letztere mit einer Mischung aus Spannung und Humor, wie José Montana, der zuletzt im Delphi-Theater in Kiss zu sehen war. Oder Gabriele Erler, die lange in Stadttheatern zwischen Kiel und Konstanz spielte. Oder auch Marion Schmitz, die gerade beim Antikenprojekt im Malersaal mitmachte. Auf jeden Fall brauchen die Spieler der No-Budget-Produktion während der Proben auch ein di-ckes Fell, denn die finden am Ort des Geschehens statt, also stets öffentlich. Da bleiben Passantenkommentare nicht aus. Doch immerhin versprechen einige, auf jeden Fall überpünktlich zur Aufführung am Freitag- oder Samstagabend zu kommen, frei nach der Devise: „Wer zuerst kommt, steht am besten.“ Bei moderatem Eintrittspreis: „Pay as much as you can.“ Oliver Törner

Fr + Sa, 20.30 Uhr, Wohlerspark