Beck's aus Kasachstan oder Polen?

■ Wer schluckt die Bremer? Konzern dementiert Stellenabbau /Sicher ist: Die belgische Interbrew war schon da

An den gigantischen Kesseln, den Abfüllanlagen und in der Mälzerei der Firma mit dem Schlüssel gibt es derzeit nur ein Thema: Wer schluckt Beck's? „Ja, die Belegschaft ist unruhig. Man wird schließlich nicht jeden Tag verkauft“, sagt Klaus Urbons, Betriebsrat-Vize von Beck & Co. Seitdem Beck's-Chef Dieter Ammer verkündet hatte, dass die Brauerei als letztes großes Bremer Unternehmen ins Ausland verkauft werden soll, sprießen die Spekulationen inzwischen wie der Hopfen im August.

Da an Spekulationen aber stets ein Fünkchen Wahrheit dran ist, kann man auch den Dementis nur bedingt Glauben schenken. Haben die Belgier von Interbrew am Mittwoch die Bremer doch schon gekauft? Planen sie massive Stellenstreichungen? Nein, beeilte sich Beck's-Chef Ammer gestern zu vesichern, keiner der ausländischen Interessenten habe „im Verlauf der Gespräche eine Reduzierung des Personals in die Diskussion gebracht“. Derzeit sei noch völlig unklar, ob Interbrew, Anheuser-Bush aus den USA, Scottish & Newcastle aus Großbritannien oder aber die South African Breweries in Bremen zuschlagen würden. Außerdem werde sich der Verkaufsprozess ohnehin noch Monate hinziehen.

Sicher ist, dass die Belgier schon in Bremen waren. „Mit Technikern und allem pipapo. Das hing hier am schwarzen Brett“, bestätigt Betriebsrats-Vize Urbons. Unsicher ist, was die Belgier oder andere mit Beck's und seinen 3.700 Mitarbeiter, davon 1.500 in Bremen, vorhaben könnten. „Brauen die Beck's billig in Kasachstan oder Polen – oder weiter am Standort Bremen?“, fragt Wolfgang Döding von der Gewerkschaft Nahrung Genuss und Gaststätten.

Auf jeden Fall geht im mittleren Management der Bierfirma die Angst um: Von hier sollen die Gerüchte gestreut worden sein. Bei den Chefs werden die ersten Köpfe rollen, wenn die Traditionsfirma in den Armen eines Größeren verschwindet. Beck's-Chef Ammer hat seinen Posten schon mal zur Verfügung gestellt, auch in der Bremer Beck's-Verwaltung (rund 500 Stellen) dürften dann Streichungen zu erwarten sein.

Fest steht, dass der Prozess nicht mehr zu stoppen ist. Die 67 Beck–s-Gesellschafter wollen sich am Verkauf gesundstoßen: Zwei Milliarden Mark Verkaufspreis sind im Gespräch. Bloß: Wer kauft wann? Dass die Südafrikaner, mit 53 Millionen Hektolitern Bierausstoß weltweit Nummer Drei, den Zuschlag bekommen, gilt als unwahrscheinlich: Zu wenig Engagement. Auch Anheuser sowie Scottish scheinen aus dem Rennen. Insider meinen, derzeit seien die Belgier tatsächlich die heißesten Anwärter auf Deutschlands größte Exportbrauerei.

Immerhin hat Interbrew gefüllte Kriegskassen, mit denen die Brüsseler vergangene Woche schon die Privatbrauer von Diebels einsackten. Und dennoch, so wird spekuliert, fehlt Interbrew, mit 97,1 Millionen Hektolitern Bierproduktion die Nummer Zwei der Branche, noch ein echtes Standbein in Deutschland. Wie durstig Inter-brew wirklich ist, wird sich nicht in Monaten, sondern schon in wenigen Wochen zeigen, munkelt die Branche. ksc