Kontrolliert Daimler die Bahn?

betr.: „Streit um neue Bahnpreise“, taz vom 25. 7. 01

Wer wissen will, wie ein Frühbuchungssystem und Kontingente funktionieren, der schaue nach Großbritannien. Es gibt günstige Preise, legt man sich auf einen bestimmten Zug fest, ansonsten wird es richtig teuer. Aber wer weiß denn genau, wann er mit dem Rad wieder am Bahnhof ist, ob das Flugzeug Verspätung haben wird oder der Anschlusszug aus Holland oder ob er nicht doch noch lieber eine Stunde länger spazieren gehen will, weil das Wetter Sonntag in drei Wochen doch besser sein könnte als heute?

Wer flexibel sein will, muss bezahlen. Ein Beispiel: die Strecke Edinburgh-London (650 km) kostet als Rückfahrkarte, internetgebucht als Sonderpreisschnäppchen bei 14 Tagen Vorausbuchung ab 50 Mark, allerdings über Umwege und mit fast garantierter Verspätung. 115 Mark fest gebucht als Sonderpreis einer bestimmten Bahngesellschaft, 163 Mark als Standardticket, 7 Tage im Voraus fest gebucht, 262 Mark, wenn man weniger als 7 Tage im Voraus feste Züge bucht, und 580 Mark ohne feste Zugbuchung. Alle Tarife nur dann, wenn die Kontingente noch nicht ausgeschöpft sind und mit Nebenbedingungen, z. B. nicht zu Hauptzeiten.

Richtig kompliziert wird es, wenn man keine Direktverbindungen hat. Dann wird es meist günstiger, Sonderangebote für Teilstrecken zu kombinieren. Aber man muss suchen!

In Großbritannien gibt es keine Reisebüros mehr, die Bahnfahrkarten verkaufen, weil es zu kompliziert ist, und auch die Fahrkartenschalter an Bahnhöfen sind überfordert mit mehrhundertseitigen Ordnern mit Tarifbedingungen. Wer günstig unterwegs sein will, der fliegt mit einer Billigairline oder nimmt das Auto. Wenn die Deutsche Bahn dahin kommt, dann ist sie erledigt. Wer ist es eigentlich, der dort die Entscheidungen trifft? Die Lufthansa? Daimler? Der ADAC? KNUD JAHNKE, Hamburg