Wunderbare Worte

Fotze ist kein Schimpfwort: Ein Interview mit Hannelore Elsner, die Gaststar bei den „Vagina Monologen“ ist

Die „Vagina Monologe“ der amerikanischen Autorin Eve Ensler, die derzeit in der Arena aufgeführt werden, basieren auf Interviews mit Frauen über ihre erotischen Fantasien, Enttäuschungen und Missbrauch. Seit der Uraufführung 1996 zählen sie zu den erfolgreichsten Off-Produktionen am Broadway. Die Berliner Regisseurin Adriana Astara inszenierte den Text mit vier Schauspielerinnen in einer Art Boxring. Der Monolog einer vergewaltigten Bosnierin wird von einer Prominenten vorgelesen. Dafür haben sich neben Hannelore Elsner bis zum 31. August Iris Berben, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai, Ulrike Folkerts, Gayle Tufts und Lilo Wanders angemeldet.

taz: Frau Elsner, was reizt Sie an „Vagina Monologen“?

Hannelore Elsner: Ich finde die Texte ganz unglaublich. Wörter, die einen schlechten Ruf haben, muss man so fröhlich machen, wie sie sind. Das Wort Fotze darf kein Schimpfwort sein.

„Vagina Monologe“, das klingt nach der Frauenbewegung der Siebzigerjahre. Ist ein solches Stück heute noch zeitgemäß?

Man darf nie aufhören, auf Dinge hinzuweisen, die immer wieder passieren. Ist Bosnien zeitgemäß? Vergewaltigung?

In der Öffentlichkeit sollen bereits die Vorankündigungen der „Vagina Monologe“ zu Protesten geführt haben.

Nur ein Beispiel: Als die Werbepostkarten für die Monologe in einem Restaurant verteilt wurden, hat sich ein Mann sehr empört: „Tun Sie das weg!“ Wir haben die Illusion, dass es nicht mehr nötig ist, solche Stücke zu machen. Aber es ist völlig anders.

Viele der „Vagina“-Texte sind sehr heiter. Sie tragen dagegen einen Opfermonolog einer vergewaltigten Bosnierin vor.

Mich haben alle Texte berührt, nicht nur die Passage von den Frauen aus dem Bosnienkrieg. Eve Ensler hat eine 70-Jährige interviewt, die zum ersten Mal in ihrem Leben über ihre Vagina gesprochen hat, das hat mich bewegt. Oder diese Texte von den kleinen Mädchen, die einfach so lapidar erzählen, was mit ihnen da unten geschehen ist.

Die anderen Schauspielerinnen haben sich nicht leicht getan, ständig das Wort Vagina auszusprechen, erzählt die Regisseurin.

Ich habe mit diesem Wort noch nie ein Problem gehabt. Dies ist nicht nur ein Theaterstück, sondern auch ein politischer Akt. Wenn Prominente mitspielen, zieht das größere Kreise. Darum bin ich hier.

INTERVIEW: KIRSTEN KÜPPERS