edmontonian des tages: helmut digel, große Nummer im Weltverband
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Noch ist kein Meter gelaufen, keine Kugel gestoßen, kein Speer geworfen – und doch feiert der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bereits einen Sieg bei der Leichtathletik-WM in Edmonton.

And the winner is: Helmut Digel, Soziologieprofessor von Beruf, bis kürzlich DLV-Präsident aus Leidenschaft, seit Mittwoch als zweiter Deutscher nach Max Danz (1976 bis 1981) überhaupt, Vizepräsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF). Mit 151:11 Stimmen wurde der 57-jährige beim IAAF-Kongress in Edmonton von den Delegierten gewählt, was ein selten deutliches Ergebnis ist bei Funktionärswahlen im Sport und damit zu tun haben könnte, dass Digel keinen Gegenkandidaten hatte.

Selbst Alberto Juantorena, 1976 immerhin Olympiasieger über 400 und 800 Meter, zog seine Kandidatur einen Tag vor der Wahl zurück. Zum einen musste der Kubaner wohl einsehen, dass er gegen Digels allseits gelobte Fachkompetenz ohnehin keine Chance haben würde, zum anderen war die Wahl des Deutschen ausdrücklicher Wunsch von Lamine Diack (Senegal), der kurz zuvor zum neuen IAAF-Präsidenten gewählt wurde und somit die Nachfolge des bereits vor zwei Jahren verstorbenen Primo Nebiolo antritt.

Der Italiener, als Autokrat bekannt, war es auch, der Digel ins Council, den innersten IAAF-Zirkel, holte, um den aufmüpfigen Kritiker aus Tübingen, der Nebiolo und seinem Verband unter anderem Mauscheleien und Machenschaften bei Wahlen vorgeworfen hatte, ruhig zu stellen. Gelungen ist ihm das kaum, vor allem im Anti-Doping-Kampf war Digel stets Vorreiter, was nicht alle in der IAAF sonderlich freute.

„Ich war nicht gerade beliebt wegen der Dopingauseinandersetzungen, das ist bis heute so geblieben“, sagt Digel. Seine Wahl verhindert hat das freilich nicht. Zunächst für zwei Jahre ist Helmut Digel eine der wichtigsten Figuren in der Welt-Leichtathletik und somit im Welt-Sport. KET