Vergeltungsschlag gegen Israels Militär

Palästinenser schießt in Tel Aviv auf Soldaten. Verteidigungsministerium bekräftigt Strategie der gezielten Tötungen

JERUSALEM/TEL AVIV taz/afp ■ Ein Palästinenser hat gestern vor dem israelischen Verteidigungsministerium in Tel Aviv um sich geschossen und dabei mindestens zehn Menschen verletzt. Laut Polizeiangaben wurden acht Armeeangehörige und zwei Zivilisten verletzt, als der bewaffnete Mann aus einem Auto heraus das Feuer eröffnete. Ein Verkehrspolizist und ein Soldat schossen zurück und verletzten den Attentäter schwer.

Der Anschlag könnte eine Antwort auf einen israelischen Raketenangriff vom Samstag sein. Israels Militär hatte in Ramallah im Westjordanland einen Autokonvoi unter Beschuss genommen. Nach palästinensischen Angaben soll sich darin der hochrangige Fatah-Funktionär Marwan Barghouti befunden haben. Die Israelis dementieren jedoch, dass er das Ziel des Angriffs gewesen sei. Ein anderer Funktionär der Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat war bei dem Angriff verletzt worden. Angeblich ist er ein Leibwächter Barghoutis.

Die israelische Armee hat gestern bei einem weiteren Raektenangriff in Tulkarem im nördlichen Westjordanland einen Aktivisten der radikalislamischen Hamas-Organisation getötet.

In Tel Aviv versammelte sich am Samstag die israelische Friedensbewegung zu ihrer größten Kundgebung seit dem Wahlsieg von Ministerpräsident Ariel Scharon im Februar. Oppositionsführer Jossi Sarid verurteilte vor mehreren tausend Demonstranten die gezielten Tötungen. Das israelische Militär verfolgt die Strategie, seine militanten Gegner auf palästinensischer Seite zu liquidieren. Der Sprecher des Verteidigungsministeriums zur taz: „Es gibt hier nur eine Sache, und die heißt Selbstverteidigung.“ SK

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