FU-Projekttutorien sollen weggeschröpft werden

Die studentischen Tutorien der Freien Universität sind im Haushalt 2002 abgesegnet, aber FU-Präsident Peter Gaehtgens will sie zukünftig streichen

Hiobsbotschaften schieben Hochschulen gern in die vorlesungsfreie Zeit, um Protest so klein wie möglich zu halten. Grund genug hätten die Studierenden der Freien Universität dazu allemal: denn möglicherweise gehören die von ihnen einst selbst initiierten Projekttutorien bald nicht mehr zum Hochschulangebot.

Während der AStA und die Pressestelle der Freien Universität eine mögliche Auflösung gestern bestätigten, dementierte die persönliche Referentin von FU-Präsident Peter Gaehtgens die schlechte Nachricht: Man wolle sich erst noch eine Übersicht über den Haushalt verschaffen, bevor man dem Akademischen Senat Stellen, die für einzelne Projekte zu besetzen seien, zur Absegnung vorlege. Das sei alles.

Die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur allerdings findet diese Begründung mehr als eigenartig: Dass der Freien Universität für die kommenden zwei Semester rund 500 Millionen Mark zur Verfügung stehen, weiß die Hochschule bereits seit 1999. Und damit stehen auch schon die Hochschulverträge für die Projekttutorien, die in dem für 2002 bewilligten Haushalt bereits mit eingeplant sind. „Aber anscheinend müssen die jetzt Kassensturz machen“, hieß es gestern auch in der Senatsverwaltung.

Dies legt den Schluss nahe, dass an der FU schlecht gehaushaltet wurde. Warum dafür ausgerechnet die Projekttutorien geopfert werden könnten, bleibt fraglich. Denn diese kosten die Hochschule vergleichsweise wenig: Gerade mal 462.000 Mark wendet die FU für Sachmittel und rund 45 Tutoren auf, die in den kommenden Semestern rund 20 Veranstaltungen auf die Beine stellen. Die Tutorien wurden ohnehin seit ihrer Einführung im Wintersemester 1988/89 ordentlich geschröpft: Zu Beginn hatte die Hochschule noch mehr als dreimal so viele Veranstaltungen im Programm. Seitdem wurden die Mittel um 60 Prozent gekürzt.

Den Studierenden selbst wird eine mögliche Streichung nicht gleichgültig sein, denn sie können in Form der Tutorien Themen einbringen, die sie im regulären Lehrplan vermissen. Sie entscheiden dabei selbst über die Form der Wissensvermittlung. Die Teilnehmer erarbeiten sich Fragestellungen selbstständig und spannen dabei schon während ihres Studiums einen Bogen zur Praxis.

Diesen zu durchtrennen, findet Bernd Köppl, Koordinator für Wissenschaft und Forschung des Senats, äußerst bedauerlich. Darum will er sich in einem Brief an die FU für den Erhalt der Tutorien einsetzen. YVONNE GLOBERT