UNO warnt vor Hungerkrise in Afrika

Dürren und zivile Unruhen verschärfen Notlage. Besonders betroffen sind Länder am Horn und südlich der Sahara

LONDON taz ■ 17 afrikanische Länder südlich der Sahara steuern geradewegs auf eine Hungerkatastrophe zu. Davor warnt die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in Rom in einem aktuellen Bericht über die Ernteaussichten auf dem Kontinent. Bei den Ländern handelt es sich um die Ärmsten unter den Armen: als LDC (least developed countries) eingestufte Staaten am Horn von Afrika, im Süden des Kontinents sowie in Zentral- und Westafrika.

Der Bericht macht vor allem die aktuell schwierigen Wetterbedingungen und politische Unruhen in vielen betroffenen Regionen für die drohende Krise verantwortlich. Nach einem Jahrzehnt des völligen staatlichen Zusammenbruchs droht Somalia in den kommenden Monaten ein erneuter Rückschlag. Die extreme Trockenheit bedroht die Hauptgetreideernte und hat die Lebensmittelpreise schon ganz massiv nach oben getrieben.

„Wenn wir den Hungertod im Sudan aufhalten wollen, müssen jetzt dringend mehr Nahrungsmittelhilfen und logistische Unterstützung geliefert werden“, appelliert FAO-Sekretär Abdur Rashid an die internationale Gemeinschaft. Etwa drei Millionen Menschen bedürfen dringend Hilfe – Tendenz steigend. Die Versorgungsnotlage verschärfe dort obendrein das Flüchtlingsproblem. So verlassen viele Bauern und andere betroffene Gruppen ihre Dörfer, um nach Nahrung und Arbeit zu suchen, hieß es im FAO-Bericht.

Flucht, Krieg und Hunger ballen sich auch in Äthiopien zu einem verhängnisvollen Gemisch. Rund sechseinhalb Millionen Einwohner, deren Lage sich durch wiederholte Dürren und den Krieg mit Eritrea verschlechtert hat, sind dort direkt auf Nahrungshilfen angewiesen. Für Simbabwe prognostiziert die FAO in den nächsten Monaten eine um 28 Prozent geringere Maisernte als in der zurückliegenden Saison. „Die Getreideproduktion wird dort durch Ausfälle auf den großen, umkämpften Farmen sowie Zahlungsverzögerungen der Getreideannahmestelle belastet“, so Rashid.

Unter den westafrikanischen Ländern nennen die Autoren des FAO-Berichts Burkina Faso, Tschad, Niger und Liberia als Notgebiete. Im südlichen Afrika wird die Maisernte mit 13,7 Millionen Tonnen um mehr als ein Viertel unter dem Vorjahresertrag liegen, heißt es weiter. Besonders Sambia, Botswana und Namibia drohen wiederholt scharfe Verluste.

MICHAEL HOLLMANN