Berlusconi ist gipfelmüde

Nach den Erfahrungen mit dem G-8-Treffen fürchtet Italien weitere Gipfel und erwägt Absage an FAO-Konferenz. Schilys EU-Anti-Krawall-Polizei findet wenig Resonanz

ROM/BRÜSSEL dpa/afp ■ Nach dem Debakel von Genua hat Italien genug von Gipfeln: Ministerpräsident Silvio Berlusconi schlug vor, die Anfang November in Rom geplante UN-Konferenz zum Hunger in der Welt zu verlegen. „Zu riskant“, zitierte ihn eine Zeitung. Walter Veltroni, linksdemokratischer Bürgermeister Roms, ist anderer Ansicht. „Die FAO ist nicht G 8, es ist eine Organisation, die gegen Hunger und Armut kämpft. Italien ist dabei, sich kräftig zu blamieren.“ Die FAO hat die Einladungen an Staats- und Regierungschefs aus 180 Nationen schon verschickt.

Obwohl italienische Globalisierungsgegner Krawalle angekündigt haben, hat Italien das Treffen der Nato-Verteidigungsminister Ende September in Neapel noch nicht abgesagt. „Wir sind bereit zum Kampf“, sagte der Ortschef der Organisation „No Global“, Francesco Caruso, zu La Stampa. Nach den Ausschreitungen in Genua sei seine Organisation überzeugt, dass „die Konfrontation radikalisiert“ werden müsse.

Der Vorstoß von Bundesinnenminister Otto Schily für eine europäische „Anti-Krawall-Polizei“ ist in der EU auf verhaltenes Echo getroffen. Die Justiz- und Innenminister der 15 EU-Staaten hätten der EU-Kommission bei ihrer Sondersitzung am 13. Juli keinen Auftrag in dieser Richtung erteilt, sagte ein Kommissionssprecher gestern in Brüssel. Derzeit sei die Schaffung europäischer Polizeikräfte gar nicht möglich, weil dazu das EU-Recht geändert werden müsse.

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