Zweite Luft für Schlachtensee

Wissenschaftsverwaltung, die jahrelang die Schließung des Studentendorfs betrieben hat, rudert zurück. Projekt für den Erhalt des Ensembles soll neue Chance erhalten. Strieder findet das unrealistisch, da Bieterverfahren zum Verkauf abgeschlossen ist

von ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das von der Schließung, dem teilweisen Abriss und dem Verkauf an den privaten Investor ID&A bedrohte Studentendorf Schlachtensee soll noch einmal eine Chance erhalten. Nach Meinung der Wissenschaftsverwaltung werde dem Projekt der „Arbeitsgemeinschaft Studentendorf Schlachtensee“, das die Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles in Zehlendorf und den Erhalt studentischen Wohnens anstrebt, „die Option von einem halben Jahr gegeben“, sein Konzept zu entwickeln und eine Finanzierung „auf den Tisch zu legen, sagte Bernd Köppl (Grüne), Koodinator in der Wissenschaftsverwaltung, gestern. Das Land dürfe das Studentendorf mit 1.200 Wohneinheiten nicht abreißen und das Gelände „verschachern“. Dies sei auch mit Wissenschaftssenatorin Adrienne Goehler abgestimmt, sagte Köppl.

Laut Köppl ist es notwendig, das Ensemble aus den 50er-Jahren insbesondere für ausländische Stipendiaten zu erhalten und zu erneuern. Zugleich würde überlegt, die vom Studentenwerk betriebene Entmietung aufzuheben und wieder befristete Mietverträge für Studenten zuzulassen.

Derzeit wohnen noch rund 100 Studenten in Schlachtensee. Nach dem Senatsbeschluss, das Areal zu schließen und als Kompensationsgeschäft für die Finanzierung der Berlinischen Galerie in Kreuzberg für 23,5 Millionen Mark zu verkaufen, hatte das Land im April/Mai ein Bieterverfahren ausgelobt. Der Investor ID&A erhielt den Zuschlag für den teilweisen Abriss und den Neubau für private Wohnungen. Bisher gibt es allerdings noch keinen Kaufvertrag. Auch wird gemunkelt, ID&A habe Finanzierungsprobleme. Der Bezirk, die Grünen und die PDS haben sich gegen die Neubebauung ausgesprochen. Im Bieterverfahren war das jetzige Sanierungskonzept abgelehnt worden.

Sowohl die Studenten als auch die Projektplaner, Ex-IBA-Chef Hämer und bascet-Immobilien GmbH, sahen gestern in der Zusage Köppls die Chance, das Projekt für studentisches Wohnen „wieder vorantreiben zu können“. Außerdem könne jetzt mit Banken über die Finanzierung gesprochen werden.

So entschieden Köppls Initiative ist, so ungewiss bleibt ihr Erfolg. Sowohl Bausenator Strieder (SPD) als auch die Finanzverwaltung, die die Verhandlungen mit ID&A führen, lehnten gestern den Vorstoß als unrealistisch ab, da Verkaufsgespräche liefen.