Soundcheck

Gehört: Die Welttraumforscher, Westwerk. Zunächst gibt es, wie bei Jubiläen nicht unüblich, eine Laudatio, digital animiert: Zeichnungen werden auf ein Koordinatensystem projiziert, markieren Stationen und erzählen verschlungene Geschichten eines vieldimensionalen Werks aus Zeichnungen, Filmen, Texten und über 20 Tonträgern. Eine Geschichte von abgegriffenen Kassetten, der Entdeckung der Zürcher Welttraumforscher durch norddeutsche Künstler, von verschlüsselten Botschaften und einzelnen Tränen der Rührung.

Ein Mann in Weiß und einer in Schwarz steigen auf die Bühne. „Sind das jetzt Die Welttraumforscher?“, fragt ein junger Mann hinter mir. Nach einigem hin und her einigt man sich, dass der Mann in Weiß Christian Pfluger ist, alias Die Welttraumforscher. Der andere ist Reznicek, sonst auch Nova Huta. Die Musik beginnt, zaubert ein Spektrum von Stilen in den Raum: von folkloristisch-märchenhaften Liedern, die einen „Besuch bei Leguan Rätselmann“ besingen, über minimale Elektropopstückchen bis hin zu 80er-Jahre-Klangfarben. Gemeinsam ist allen Stücken die unvermittelt aufblinkende Direktheit von Melodien und Texten. Der Welttraumforscher singt: „So eine Nacht wie diese wird nie mehr im Leben sein.“ Das ist klar und verklärt, bleibt im Gedächtnis und berührt. Immer wieder huscht Einzelnen in der versammelten kleinen Fangemeinde ein seliges Lächeln übers Gesicht. „Da ist alles drin“, sagt eine Frau, „was ich immer an der neuen deutschen Welle gemocht habe.“ Es ist mehr noch, eine sanfte und konsequente Weiterführung von deren frühen Grundtönen.

Die Welttraumforscher haben 20 Jahre in ihrem Paralleluniversum gewirkt und gebastelt, diese lange Zeit und die liebevolle Beschäftigung mit der eigenen Sache werden auch mitkommuniziert. Das Publikum berührt einen kleinen Bereich von Welttraumforscherwissen, die Gesamtheit von deren Welt aber bleibt weiter ein Geheimnis und will es auch so. Anne Otto