Dorffest ohne Dorf

■ Ein Lübecker kämpft um den Wiederaufbau eines Grenzörtchens, das abgerissen wurde, damit sich dort niemand verstecken konnte

Arno Danielsen ist sauer. Die Sache läuft nicht so, wie er sich das vorstellt. Dabei hatte es vor elf Jahren doch so gut angefangen. Die Mauer fiel und der Lübecker konnte endlich das zu DDR-Zeiten abgerissene Haus der Schwiegereltern wieder aufbauen. Und nicht nur das. Das komplette Dorf Bardowieck an der Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern wollte er wieder zum Leben erwecken. Es steht bis heute nicht.

Angefangen hatte das Drama um den Ort schon in den 50er Jahren. Bardowieck erging es wie zahlreichen anderen Weilern im Sperrgebiet vom Vogtland bis zur Ostsee: Die Bewohner wurden umgesiedelt und die Häuser dann abgerissen, damit sich dort keine „Republikflüchtlinge“ verstecken konnten. „Das ist ein Unrecht, das uns widerfahren ist. Und wir verlangen nichts anderes, als dass das wieder zurecht gerückt wird“, fordert Danielsen.

Aus diesem Grund hatte er sich Anfang der 90er Jahre aufgemacht, um das ehemalige Runddorf wieder aufzubauen – und musste feststellen, dass das so einfach nicht ist. Schnell geriet der engagierte Lübecker in das Gestrüpp aus Bauvorschriften, Raumordnung und Gerichtsurteilen. Und dann kamen noch klassische Ost-West-Animositäten hinzu. Die Antragsteller, hieß es, wollten das Dorf gar nicht wieder aufbauen, sondern lediglich Baurecht in dem idyllisch nahe der Ostsee gelegenen Gebiet bekommen – und ordentlich Geld verdienen. Und in der Tat: Genau genommen wollen Danielsen und die übrigen Alteigentümer die vier Bauernhöfe und das eine Wohnhaus nicht wieder so aufbauen, wie sie einmal waren. „Das Dorf wäre dann nicht lebensfähig“, meint Danielsen. Ihm schwebt vielmehr vor, mit Hilfe eines Investors auf vier Hektar zehn bis zwölf Siedlungshäuser mit bis zu 22 Wohnungen zu errichten.

Danielsen ist inzwischen der Überzeugung, dass er auf rechtlichem Wege nicht mehr weiterkommt. Nun soll die Politik helfen. Vorerst will er wie schon in den vergangenen neun Jahren immer im Sommer ein Fest auf den Grundmauern von Bardowieck veranstalten – ein „Dorffest ohne Dorf“. lno