Heimliche Wappentiere

■ Fischereiverband fordert Jagd auf Seehunde – Umweltminister lehnt dies ab

Eine Halbierung des Seehunde-Bestandes Schleswig-Holsteins hat der Fischereiverband des Landes gefordert. „Es gibt vermutlich mehr als 9000 Seehunde vor der Küste des Landes, verkraften können wir maximal die Hälfte“, sagte Verbandschef Lorenz Marckwardt. Die Tiere würden zu viel Fisch fressen und so die Existenz zahlreicher Fischer gefährden. „Die Konkurrenz ist übermächtig und ohne Feinde“, sagte Lorenz. „Unsere Fischer müssen immer weiter rausfahren, um ihre Familien satt zu kriegen.“ Deshalb müssten die Tiere gejagt werden dürfen.

Das Kieler Umweltministerium lehnt diese Forderung jedoch scharf ab. Eine Jagd auf Seehunde wird es in Schleswig-Holstein nicht geben. „Das 1974 verhängte Verbot wird nicht aufgehoben oder gelo-ckert“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Klaus Müller (Grüne) gestern. Nach Angaben des Kieler Umweltministeriums gibt es in Schleswig-Holstein in diesem Sommer 7534 Seehunde, ein Achtel mehr als vor einem Jahr.

„Wer mit dem Finger auf Seehunde zeigt und behauptet, sie seien für schlechte Fischfänge verantwortlich, vergisst, dass dabei drei Finger auf ihn selbst gerichtet sind“, sagte Müller. Verantwortlich für die Misere der Fischerei sei der „Raubbau“, den die Fischereiwirtschaft betreibe. „Die Seehunde sind die heimlichen Wappentiere unserer Meere, die werden nicht abgeschossen – Punktum.“ taz/lno