Demo gegen Terror in Jerusalem

Rund 70 Menschen aus dem linken Spektrum protestieren vor Palästinenser-Behörde gegen die Angriffe auf Israelis

Der Jerusalemer Terroranschlag eines Dschihad-Selbstmordattentäters ist erstmals auf öffentlichen Protest gestoßen. Unter dem Motto „Lang lebe Israel“ versammelten sich gestern Nachmittag rund 70 Menschen vor der Generalvertretung der palästinensischen Autonomiebehörde in der Wöhlertstraße in Mitte. Auf einem Transparent forderten sie zudem „Nieder mit Deutschland“ und „Für den Kommunismus“. Zu der kurzfristig organisierten Kundgebung hatten mehrere linksradikale Gruppen der Stadt aufgerufen, darunter das Berliner Bündnis gegen IG Farben. Die Kundgebung verlief bis auf einen „Alles-Lüge“-Zwischenruf eines Teilnehmers störungsfrei.

Der grausige Höhepunkt der vergangenen Woche verstelle leicht die Sicht auf die alltäglichen Morde und Mordversuche an Israelis, betonte eine Rednerin. Seit dem 1. Juni, dem Tag, als in Tel Aviv 23 junge Menschen vor einer Dikothek ermordet wurden, weil sie als Juden in Israel lebten, seien mehr als 1.200 Angriffe gegen Israel verübt worden. Trotz des ununterbrochenen Terrors gegen Israel habe es in Deutschland niemand für nötig befunden, öffentlich die Verantwortlichen für beim Namen zu nennen. Den Krokodilstränen folgten stets ausgewogene Analysen des so genannten Nahostkonfliktes, die auf das Gleiche hinausliefen: „volles Verständnis für die Motive der Täter und ihr Anliegen“. Darin unterscheide sich Außenminister Joseph Fischer (Grüne) nicht von einer „gleichgeschalteten Presse“.

Hart ins Gericht ging ein Redner zudem mit anderen Linken. In Kreuzberg, wo auf Plakaten „Solidarität mit Palästina“ gefordert wird, sei er wiederholt beim Verteilen eines Pro-Israel-Flugblatts angepöbelt worden – von „ganz normalen Multikulti-Linken“. Die Lehre aus Auschwitz sei jedoch das uneingeschränkte Existenzrecht Israels.

RICHARD ROTHER