Beginen-Projekt geht Konkurs

■ Senat nicht für Überlebens-Bürgschaft / Heute Demonstration

Vielleicht schon heute, aber auf jeden Fall morgen wird die Beginenhof-Genossenschaft Konkurs anmelden. Aus der Staatsrätekonferenz verlautete gestern, dass sich der Senat nicht für die geforderte Landesbürgschaft über 5,6 Millionen Mark einsetzen wird. Die Beginen hatten vom Senat besagte Bürgschaft gefordert, um ausbleibende Fördermittel in Höhe von vier Millionen sowie 1,6 Millionen, mit denen das Sozialressort den Kindergarten im Beginenhof als Teileigentum erwerben wollte, zu ersetzen.

Die Beginen stehen unter dem Druck von Baufirmen, die auf Bezahlung ausstehender Rechnungen bestehen. Hinzu kommt ein zweites Problem. Nachdem ein Steuerrückfluss von einer Million Mark nicht auf das Sparkassen-Konto der Beginen – eines von zwei Geschäftskonten – geflossen war, sondern auf das andere beim Bankhaus Neelmeyer, hatte die Sparkassen, die mit 30 Millionen Mark Hauptkreditgeberin des 38-Millionen-Projektes ist, das Vertrauensverhältnis zu den Frauen für zerstört erklärt.

Begründung von Sparkasse wie auch Senat für ihr Zögern und ihre Skepsis war, dass die Beginen kein Finanzierungskonzept vorgelegt hätten. Dem widerspricht Beginen-Geschäftsführerin Elke Schmidt-Prestin. Mit dem Verkauf von Teilen der Immobilie hätten Senat wie Sparkasse sich ein neues Konzept ausrechnen können. Und das hätte laut Schmidt-Prestin vor allem aus einem bestehen müssen: angesichts der Finanzierungslücke von „vier bis fünf Millionen“ aus einem Forderungsverzicht der Sparkasse in dieser Höhe.

Was bedeutet die Pleite des Beginenhofs nun für seine BewohnerInnen? Das Kapital der Genossenschaft beträgt bei rund 150 Frauen mit Anteilen von je 1.250 Mark und etwa 14 Frauen, die sich mit je 40.000 Mark ein lebenslanges Wohnrecht erkauft haben, mindestens eine Dreiviertel Million Mark. Die Genossinnen werden ihr Geld nicht wieder sehen, denn davon müssen die Schulden bezahlt werden, zum Beispiel die 1,2-Millionen-Forderung des Generalunternehmers. Elke Schmidt-Prestin erklärte gestern, diese Summe werde derzeit noch geprüft und angesichts wohl nicht mehr ausgeführter Mängelbeseitigung mit Sicherheit niedriger ausfallen.

Wie auch immer es mit dem Beginenhof weitergeht – die Frauen, die Wohnungen dort gekauft hätten, seien ohnehin aus dem Schneider, aber auch jene mit lebenslangem Wohnrecht hätten nichts zu befürchten. „Bestehende Mietverträge müssen so übernommen werden“, so Schmidt-Prestin.

Aus den bei Neelmeyer verbuchten Steuerrückflüssen hatten auch die beiden Geschäftsführerinnen Schmidt-Prestin und Erika Riemer-Noltenius ihr Gehalt bekommen. Ob sie damit die eigenen Schäfchen vor dem absehbaren Konkurs gewissermaßen ins Trockene bringen wollten, erklärte Elke Schmidt-Prestin: „Das ist in keinster Weise der Fall.“ Es sei hingegen völlig normal, dass die Geschäftsführerinnen ihr Gehalt aus dem Betriebsvermögen bekämen.

Heute um elf wollen die Beginen auf dem Marktplatz für ihr Projekt demonstrierren. Susanne Gieffers