Biodiesel statt Atomkraft

Im badenwürttembergischen Obrigheim will die SPD ein alternatives Energiezentrum schaffen. Dort könnte aus Rapsöl, Holz, Stroh und Pflanzen Strom gewonnen werden

FREIBURG taz ■ Die baden-württembergische SPD-Landtagsfraktion möchte in Obrigheim ein „dezentrales Energiezentrum“ schaffen – als Alternative zum heutigen Atomkraftwerk, das in wenigen Jahren vom Netz gehen wird. Eine Biodiesel-Anlage, ein Biomasse-Kraftwerk und eine Rapsölmühle sind geplant.

„Neue Technologien bei den regenerativen Energien stärken den ländlichen Raum und schaffen jenseits der Ballungszentren Arbeitsplätze und Wertschöpfung“, sagt der SPD-Abgeordnete und Agrarexperte Gerd Teßmer aus dem Wahlkreis Neckar-Odenwald. Obrigheim biete sich an, da das Gelände im Flächennutzungsplan als Energiestandort ausgewiesen sei. Zudem liege die Gemeinde im Zentrum des badischen und württembergischen Rapsanbaus.

Parlamentsanträge zu allen drei Projekten hat die SPD bereits eingebracht. Zum einen plant sie eine Anlage zur Herstellung von Raps-Methyl-Ester (RME), denn eine solche gibt es im ganzen Bundesland noch nicht. Bislang transportiere man den heimischen Raps zur Verarbeitung nach Bayern, Frankreich und Italien, um ihn dann als Biodiesel nach Baden-Württemberg zurück zu bringen, sagt Teßmer.

Der SPD-Agrarexperte rechnet vor, dass Baden-Württemberg pro Jahr mehr als drei Millionen Tonnen Dieselkraftstoff verbrauche. 75.000 Tonnen davon ließen sich durch im Land erzeugten Biodiesel ersetzen. Damit schaffe man Absatzmöglichkeiten für 250 Hektar Rapsfelder und garantiere Bauern zusätzliche Einnahmequellen.

Eine zweite Anlage am gleichen Standort könne Strom aus der Verbrennung von Holz, Stroh, Grünabfällen und Pflanzen gewinnen. Sie werde eine Leistung von 20 Megawatt haben. Baue man landesweit 50 solcher Anlagen, die „in kürzester Zeit in praktisch allen Landkreisen rentabel betrieben werden können“, komme man auf eine elektrische Kraftwerksleistung von 1.000 Megawatt – die dreifache Menge dessen, was das AKW Obrigheim liefert. Als drittes Projekt schlägt die SPD eine Ölmühle zur Rapsölerzeugung vor. Landwirtschaftliche Genossenschaften hätten bereits „deutliches Interesse“ gezeigt und eine finanzielle Beteiligung in Aussicht gestellt. BERNWARD JANZING