Mit der Bahn fahren und Gutes tun

Für die Deutsche Bahn ist die Euro-Umstellung ein logistisches Mammutprojekt, das seit 1996 vorbereitet wird. Ein Chaos zum Jahreswechsel wird nicht erwartet. Wegen der Umrechnung steigen die Fahrpreise, laut Bahn jedoch nur „im Promillebereich“

aus Berlin KATHARINA KOUFEN

Bahnfahren und Gutes tun – ab nächstem Jahr geht beides Hand in Hand. Die Deutsche Bahn will wegen der Euro-Umstellung ihre Preise leicht erhöhen, die zusätzlichen Einnahmen aber „für einen wohltätigen Zweck“ spenden. Das sagte der Vertriebsleiter der Deutschen Bahn AG, Jürgen Büchy, am Montagabend bei der Vorstellung des Euro-Konzepts seines Unternehmens.

Zu erwarten seien lediglich „Erhöhungen im Promillebereich“, versicherte Büchy. Insgesamt mache das „ein paar hundertausend Mark“ aus. Die Fahrkartenpreise würden in Euro umgerechnet und dann so aufgerundet, dass sie auf einen durch zwanzig teilbaren Centbetrag enden. Das ist nötig, weil es mit dem neuen Tarifsystem der Bahn ab nächstem Herbst auch Ermäßigungen von 25 Prozent geben wird und die Automaten als kleinste Einheit fünf Cent annehmen sollen. Festpreise ohne Ermäßigung sollen künftig auf volle Euro lauten. Auch hier wird aufgerundet. Die „spitze“ Umrechnung zum Kurs von 1,95583 Mark ist zu unbequem.

Ohnehin koste die Umstellung „sehr viel Geld“, so Euro-Projektleiter Hartwig Schneidereit. Bei anderen großen Unternehmen mit internationalen Standorten rentierten sich diese Ausgaben nach einigen Jahren, weil durch den Euro Umtauschkosten gespart würden. Nicht so bei der Bahn: „Wir verbuchen die 120 Millionen Mark, die die Umstellung kostet, als Ausgang.“

Für den Logistikriesen mit seinen 1,7 Milliarden Fahrgästen jährlich ist die Euro-Umstellung ein ähnliches Mammutprojekt wie für den gesamten Einzelhandel und wird daher seit 1996 vorbereitet. 350 Tonnen Münzen im Wert von 25 Millionen Euro werden zum ersten Januar benötigt. 10.000 Fahrscheinautomaten müssen umgerüstet werden, außerdem 24.000 Schließfächer, 23.000 Kofferkulis, 2.600 Toiletten-Münzschlösser, 219 Parkuhren und 23 Geldwechselautomaten. Derzeit sind 2.000 der insgesamt 220.000 DB-Mitarbeiter mit der Vorbereitung beschäftigt. 30 Teams sind schon jetzt dabei, jeden der 6.500 Bargeldautomaten von Hand mit neuen Münzschlitzen auszustatten. Einfacher ist die Umstellung der Touchscreen-Geräte: Sie erfolgt per Mausklick zum Jahreswechsel. Bis Ende Februar 2002 sollen alle Automaten auf Euro gemünzt sein.

Mit „meterlangen Schlangen“ vor den Fahrkartenschaltern, wie sie ein Studie zur Euroumstellung bei der niederländischen Bahn kürzlich prognostizierte, rechnet die Deutsche Bahn nicht. Zwar werde es anfangs „schon ein bisschen längere Wartezeit“ geben, räumt Schneidereit ein. Doch würden die 18.000 Mitarbeiter im Verkauf „zeitnah zur Umstellung“ geschult und zum Jahreswechsel sollen „restriktive Urlaubspläne“ gelten.