noch 137 tage bis zum euro
: taz-Serie über unser neues Geld. 19.Teil

Geldfälscher räumen ihre Lager leer

Langsam wird die Zeit knapp für Geldfälscher: Nicht einmal sieben Monate haben sie noch, um gelagerte Blüten in Umlauf zu bringen oder ihre über die Jahre erlernten Fertigkeiten in der Fälschung von Mark-Scheinen noch ein letztes Mal gewinnbringend anzuwenden. Denn von März an nehmen nur noch die Landeszentralbanken Mark-Banknoten an – und die werden sich wohl kaum falsche Scheine andrehen lassen.

15.000 Blüten sind im ersten Halbjahr entdeckt worden – doppelt so viele wie in den ersten sechs Monaten des Vorjahrs. Aber auch in den letzten drei, vier Monaten des vergangenen Jahres seien schon vermehrt falsche Geldscheine aufgetaucht, berichtet Dietmar Thiele von der Falschgeldstelle der Bundesbank. Angesichts von 2,5 Milliarden Geldscheinen, die sich im Umlauf befinden, sei das jedoch ein verschwindend geringer Anteil und von einer „Schwemme“ könne wahrlich keine Rede sein. Auch das Rekordjahr 1993 mit 42.000 Falsifikaten wird nach Einschätzung des Bundesbankdirektors wohl nicht erreicht werden.

Die meisten Fälschungen, 90 Prozent, werden nach Thieles Angaben mit Farbkopierern oder Farbdruckern hergestellt. Dass große Depots angelegt wurden, bezweifelt er eben wegen dieser gängigen Herstellungsmethode. Dabei ist er aber wie auch das BKA auf Spekulationen angewiesen. Pressesprecher Jürgen Stoltenow: „Wenn wir wüssten, woher das Geld kommt, würden wir da ja hingehen.“

Die Ausstattung der Banknoten zu 50, 100 und 200 Mark mit dem silbern glänzenden Sicherheitsmerkmal, dem Kinegram, hat dazu geführt, dass nunmehr jede zweite gefälschte Note ein 20-Mark-Schein ist.

Die meisten Blüten sind von ärmlicher Qualität. Zwar geben die realen Gauner nicht ganz so deutliche Hinweise auf ihre Fälschungen wie etwa Willy Reichert. Im Tatort-Klassiker „Stuttgarter Blüten“ markierte er seine gefälschten Scheine mit der Aufschrift „100 Falsche Mark“. Im täglichen Leben sind die Blüten dennoch leicht zu erkennen. Zumindest, wenn man auf die Sicherheitsmerkmale wie Wasserzeichen, Kinegram oder Sicherheitsfaden achtet. Obwohl es durchaus gute Fälschungen gebe, komme es höchst selten vor, dass alle Merkmale gut gefälscht seien.

Ähnliche Echtheitsmerkmale wie bei den Mark-Banknoten wird es auch bei den Euro-Scheinen geben. Genaues verrät die Europäische Zentralbank (EZB) jedoch erst am 30. August. Damit hofft sie, den Fälschern ihr Handwerk etwas zu erschweren. Die werden sich aber wohl kaum vom Versuch abhalten lassen, im kommenden Jahr die anfängliche Unsicherheit im Umgang mit dem neuen Geld für ihre Zwecke auszunutzen. Den Schaden hat bei der Mark wie beim Euro in jedem Fall derjenige, der das Falschgeld annimmt: Er muss die Blüten abgeben, ohne dafür eine Entschädigung zu bekommen – versucht er, den falschen Schein wieder in Umlauf zu bringen, macht er sich strafbar. THOMAS STROHM

Und nächsten Donnerstag: Wasmachen eigentlich die Euro-Gegner?