Karawane der Habenichtse

Ohne Bleibe, ohne Arbeit und ohne Papiere: Afrikanische Migranten irren seit Wochen durch Barcelona. Abgeschoben werden sie nicht, eine Aufenthaltserlaubnis erhalten sie aber auch nicht

BARCELONA taz/dpa ■ Eine Gruppe von etwa 180 Afrikanern irrt seit mehr als einer Woche ziellos durch Barcelona. Die jungen Männer aus verschiedenen Staaten Westafrikas übernachten auf freien Plätzen in der katalanischen Metropole. Dass sie sich an einer Stelle dauerhaft niederlassen, erlaubt die Polizei nicht. Und so ziehen die Afrikaner nach jeder Nacht mit ihren Taschen und Plastiksäcken durch die Stadt und suchen sich eine neue Schlafstelle auf den Pflastersteinen.

Die Behörden wissen nicht, was sie mit der „Karawane der Habenichtse“ anfangen sollen. Die Madrider Regierung und die Stadtverwaltung von Barcelona schieben sich die Verantwortung gegenseitig zu. Eigentlich müsste Spanien die Afrikaner in ihre Heimatländer abschieben. Aber dies ist fast unmöglich. Die Afrikaner waren – wie viele andere auch – nach monatelangen Irrfahrten illegal und ohne jede Ausweispapiere nach Spanien gelangt. Nach Erkenntnissen des spanischen Innenministeriums stammen die meisten aus Nigeria. Sie geben als ihre Herkunftsländer aber Sierra Leone oder Ghana an. Spanien hat mit diesen Staaten keine Abkommen über die Rückführung illegaler Einwanderer geschlossen.

Die Forderung der Afrikaner nach Aufenthaltsgenehmigungen wollen die Behörden aber auch nicht erfüllen. „Wenn sich unter den Menschenschiebern herumspricht, dass Spanien bei der Ausstellung von Papieren großzügig ist, haben wir morgen hier nicht 200, sondern 200.000 Leute stehen“, so der Minister der Regierungskanzlei, Juan José Lucas.

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