Soundcheck

Gehört: Xzibit, Grünspan. Richtig losgehen wollte der Abend mit US-Platin-Rapper Xzibit von Anfang an nicht. Vielleicht lag es an der schier unerträglichen Hitze, die am Donnerstag im Grünspan herrschte. Sie machte das Atmen schon schwer, bevor Opening Act Sékou die Bühne betrat. Der hat gerade mit D.I.A.S.P.O.R.A. ein Album vorgelegt, das mit conscious lyrics an die Zeiten der Bürgerrechtsbewegung erinnert und gleichzeitig mittels deutsch-englischer Raps den Bezug zur Bundesrepublikanischen Gegenwart herzustellen weiß.

Doch seine auf Platte durchaus überzeugenden Songs zünden an diesem Abend nicht. Da hilft auch ein Gastauftritt von Made In Germany-Afrob nicht wirklich. Der eher magere Sound und zwei springende Platten tun ihr Übriges. Nach einer kurzen Zugabe verabschiedet sich Sékou schließlich unter wohlwollendem Applaus.

Im Grunde sind die Anwesenden wegen Xzibit da. Mit Bereitschaft zur Party wird der, als er erscheint, von den Leuten johlend begrüßt. Und siehe da: Der Sound ist plötzlich um einiges dicker, die Beats ebenfalls irgendwie deeper. Nach Anweisung fliegen Hände in die Luft, springen die überwiegend männlichen Fans im Takt auf und ab und schreien „Hey Ho“.

Was folgt, lässt sich als gutes altes Ami-Entertainment bezeichnen. Im Hintergrund sorgt ein sehr guter DJ für ordentlich Druck und Groove, während vorne zwei Reimer das Publikum zum Mitsingen und Mitfeiern animieren. Für jeden ist etwas dabei. Für die Aufrechten gibt es eine Klage aus alten Zeiten über das „HipHopBiz“, in dem die anderen nur für „money and fame“ sind. Den Vorstadtjungs, die von einer Gangsta-Karriere träumen, erzählen Xzibit und sein Homie Raz Cash, wie es in L.A. abgeht. Den Chartshörern werden die Hits präsentiert, inklusive Feuerzeuge-in-die-Luft-Halten, und für die „Ladies“ gibt Raz Cash seine bald erscheinende Single zum Besten: „SexSexSex“. Gut eineinhalb Stunden zeigen die beiden Rapper, welch hohes technisches Niveau HipHop in Amerika mittlerweile hat. Nach einer Zugabe, die der DJ vom Publikum mehr oder weniger einfordert, verlassen sie mit freundlichem „We Love You“ die Bühne. Schnell geht das Saallicht an, das junge Publikum verlässt gesittet den Saal. Die Party, die HipHop eigentlich ist, ging ohne Animation nicht weiter. Oder war es einfach zu heiß zum Feiern?

Gerd Bauder