Kommentar
: Steinewerfer

■ Warum FDP-Chef Rudolf Lange nur dröge wirkt und doch ein Möllemann ist

Dieser Rudolf Lange, er ist doch ein Schlawiner. Der FDP-Spitzenkandidat wirkt so dröge, entwickelt im Wahlkampf jedoch Möllemannsche Dimensionen. Die öffentliche Aufmerksamkeit ist ihm mittlerweile gewiss, die Partei sonnt sich in der Rolle der Königsmacherin. Lange schweigt, schmunzelt, wirft ab und zu einen Halbsatz wie einen Wurstzipfel in die Menge, und alles stürzt hinterher und apportiert brav.

Als neuesten Coup hat Lange mit einer dürren Pressemitteilung eine Debatte über die künftige SPD-Führung losgetreten. Dazu hob er Wirtschaftssenator Thomas Mirow als Spitzenmann einer möglichen sozialliberalen Koalition auf den Schild, falls Bürgermeister Ortwin Runde nur für Rot-Grün zur Verfügung steht.

Dabei ist Lange völlig klar, dass Mirow für ein solches Amt nicht in Frage kommt. Bei allem Respekt: Als Bürgermeister wäre Mirow, weil er in der Partei keine Hausmacht hat, undenkbar. Der leise, feine Herr Wirtschaftssenator auf einem Grillfest der Veddeler Schrebergärtner oder an der Wurstbude am Millerntor – also wirklich. Aber Mirow ist ein schönes Vehikel für die FDP, um Öffentlichkeit und SPD zu verwirren – schließlich macht er in seinem Ressort seit je her lupenreine liberale Wirtschaftspolitik.

Während nun alle Welt aufgeregt über sozialliberale Koalitionen nachdenkt, macht Lange weiter, in jedes sich bietende Wasser einen Stein zu werfen und sich zu freuen, wenn das Wasser Kreise zieht. Dabei weiß er längst, mit wem er koalieren will – und ganz bestimmt nicht mit einem Bürgermeister Thomas Mirow. Peter Ahrens

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